Wer folgt auf Schavan?
In der Union beginnt schon das Nachdenken über einen Ersatz für die Bildungsministerin
BERLIN Wenn sie dann noch im Amt ist, wartet am 19. Februar ein besonders schöner Termin auf Bildungsministerin Annette Schavan: Sie eröffnet die Didacta, die europaweit größte Bildungsmesse – Schwerpunkt heuer „Plagiate in Schulen und Hochschulen“.
Denn nicht nur an den Universitäten wird abgekupfert, vor allem in der Schule nimmt das Phänomen zu – dank Internet: Viele Schüler fühlen sich ihren Lehrern im Netz (teils zu recht) überlegen und kopieren einfach den Wikipedia-Eintrag in ihre Hausaufgaben. „Dem Nachwuchs fehlt dabei oft das Unrechtsbewusstsein“, klagt Sebastian Sattler, Bildungsexperte der Uni Bielefeld. Man wird sehen, wie stark ein Grußwort von Annette Schavan daran etwas ändern kann.
Politisch wird der Wind derweil rauer für die Bildungsministerin. Aus der Wissenschaft kamen gestern Stimmen für und gegen sie. Der Philologenverband stellte sich auf Schavans Seite und kritisierte das „katastrophal fehlerhafte“ Verfahren der Uni, der Professorenverband stellte sich gegen sie. Es sei nur schwer vorstellbar, wie sie ihr Amt noch glaubwürdig ausfüllen könne. „Ein Rücktritt wäre möglicherweise die richtige Konsequenz“, so Bernhard Kempen, Chef des Verbandes.
McAllister hat erstmal keine Lust mehr auf Politik
In Berlin blieb es gestern still: Es wird die Rückkehr der Ministerin aus Südafrika heute Abend abgewartet. Unionsintern wird allerdings schon über mögliche Nachfolgekandidaten nachgedacht.
Da wäre Julia Klöckner (CDU), Oppositionschefin in Rheinland-Pfalz. Sie könnte im verbleibenden halben Jahr für frischen Wind sorgen und dann nach Mainz zurückkehren. Sofort im Gespräch war auch David McAllister, der Wahlverlierer von Niedersachsen – so fände die Nachwuchshoffnung eine neue Verwendung. Er sagt, dass er erstmal seine Ruhe will. Offenbar hat er derzeit keine Lust auf Politik. Fachlich versiert wären Schavans zwei Staatssekretäre Helge Braun und Georg Schütte, das wäre dann eher die möglichst unauffällige Lösung. Sollte Merkel noch politisch-strategische Ziele verfolgen, käme auch CDU-General Herrmann Gröhe in Betracht – um ihn wegzuloben und einen effizienteren Wahlkampfmanager einzustellen. Ambitionen zeigt Thomas Strobl, CDU-Landeschef in Baden-Württemberg und Schäubles Schwiegersohn. Allerdings mag ihn Merkel nicht.
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