Watschn im Giftschrank

Studie über die privaten Kassen kommt zu einem vernichtenden Ergebnis
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at der Mann den richtigen Durchblick? Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP).
dpa at der Mann den richtigen Durchblick? Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP).

Studie über die privaten Kassen kommt zu einem vernichtenden Ergebnis

BERLIN Blöd gelaufen: Da hat das Wirtschaftsministerium eine Studie in Auftrag gegeben über die Vorteile der privaten Krankenversicherungen. Heraus kam allerdings eine deftige Ohrfeige für die PKV. Mit der Kernaussage, dass sie eben nicht sinnvoller wirtschaftet, sondern dass ihr Geschäftsmodell daraus besteht, Junge anzulocken – und dann, wenn sie de facto nicht mehr rauskönnen, kommen die „sprunghaften Beitragssteigerungen“. Kein Wunder, dass Ressortchef Rainer Brüderle (FDP) das Gutachten am liebsten in der Schublade hätte verschwinden lassen.

Doch das Werk tauchte im Februar unter anderem bei Wikileaks (leak = Leck) auf: eine Internetplattform, auf der empörte Angestellte oder Hacker Geheimdokumente online stellen können. Dort fanden sich der Kundus-Bericht, allerlei Interna von CIA und Krisenbanken. Und nun eben auch der „IGES Schlussbericht Private Krankenversicherung“. Brüderle habe die Studie in den Giftschrank verbannt, so der Eintrag bei Wikileaks.

Das IGES (Institut für Gesundheits- und Sozialforschung) bestätigt der AZ, die Studie zusammen mit Bert Rürup erstellt zu haben. Man habe vom Wirtschaftsministerium die Freigabe erhalten, die Studie auf die eigene Homepage zu stellen. Dort stehe sie seit Mitte Februar. Eine Veröffentlichung durch das Ministerum selber, das die Studie ja in Auftrag gegeben und bezahlt hat, hätte eine weit höhere Aufmerksamkeit. Das Ministerium erklärt dazu auf AZ-Anfrage nur, man habe dem Institut ja die Freigabe erteilt. Ob das Ergebnis nicht gefallen habe? „Ergebnisse wissenschaftlicher Studien fließen in unsere Arbeit ein.“

Und die Aussagen haben es in sich. Es gebe „begründete Zweifel“, dass die „PKV ihrem Anspruch gerecht werden kann, einen besseren Schutz gegen Beitragssteigerungen zu bieten“, so die Studie. Das sehe man schon an den Zahlen: Die Beiträge in der Krankheitsvollversicherung (PKV) sind von 1997 bis 2008 um 52 Prozent gestiegen, die in der GKV um 30 Prozent.

Die FDP-These, dass eine kapitalgedeckte Versicherung, wo für jeden Versicherten Altersrücklagen gebildet werden, besser funktioniere als die umlagefinanzierte GKV, stimme eben hier nicht – mangels Wettbewerb und mangels Wechselmöglichkeiten. Ältere hätten wegen erneuter Risikoprüfung und dem drohenden Verlust ihrer Altersrückstellungen eben „faktisch kaum Möglichkeiten“ zu wechseln und müssten damit üppige Erhöhungen hinnehmen. Und Jüngere würden über genau diesen Punkt erfahrungsgemäß wenig nachdenken. tan

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