Terrorbombe kam über Deutschland - De Maiziere zeigt sich alarmiert

Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) hat offiziell bestätigt, dass eines der von Terroristen im Jemen aufgegeben Sprengstoffpäckchen für die USA in Deutschland umgeladen wurde.
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Zwei eher zufällig vereitelte Bombenanschläge mit Luftpostpaketen auf Ziele in den USA hatten die Terrorfahnder in Alarmstimmung versetzt.
dpa Zwei eher zufällig vereitelte Bombenanschläge mit Luftpostpaketen auf Ziele in den USA hatten die Terrorfahnder in Alarmstimmung versetzt.

DRESDEN - Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hat offiziell bestätigt, dass eines der von Terroristen im Jemen aufgegeben Sprengstoffpäckchen für die USA in Deutschland umgeladen wurde.

Die in Dubai gefundene Paketbombe ist an Bord von zwei Passagierflugzeugen transportiert worden. Ein Sprecher der Fluggesellschaft Qatar Airways erklärte am Sonntag, das Paket sei zunächst von der jemenitischen Hauptstadt Sanaa nach Doha in Katar geflogen worden. Von dort sei es weiter nach Dubai gebracht worden, wo es von den Behörden sichergestellt wurde. Der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater der USA, John Brennan, erklärte, möglicherweise gebe es weitere Paketbomben wie die in Dubai und London gefundenen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bestätigte, dass eines der von Terroristen im Jemen aufgegeben Sprengstoffpäckchen für die USA in Deutschland umgeladen wurde. Die deutschen Sicherheitsbehörden seien von einem befreundeten Geheimdienst in der Nacht zum Freitag informiert worden, hätten das Paket aber nicht mehr stoppen können, sagte der CDU-Politiker am Sonntag in Dresden. "Wir nehmen den Vorgang ernst, auch wenn Deutschland wohl nicht Anschlagsziel war", fügte er hinzu.

Sicherheitsberater Brennan erklärte, der vereitelte Anschlagsplan deute auf den Al-Kaida-Ableger im Jemen. "Sie sind eine gefährliche Gruppe. Sie sind eine entschlossene Gruppe", sagte Brennan dem Sender NBC. "Sie werden versuchen, Schwachstellen im System zu finden." Zudem wäre es unklug, davon auszugehen, dass es keine weiteren Paketbomben gebe.

Als Konsequenz aus dem Fund will die Bundesregierung keine Fracht aus dem Jemen mehr nach Deutschland lassen. Das Luftfahrtbundesamt hat alle Luftfahrtunternehmen, Expressdienstleister und andere Firmen angewiesen, lagernde und ankommende Fracht aus dem arabischen Land bis auf weiteres streng zu kontrollieren.

Möglicher Bombenbauer identifiziert

Hinter den Paketbomben wird die gleiche Gruppe von Terroristen vermutet, die auch schon im vergangenen Jahr an Weihnachten einen Anschlag auf ein Flugzeug in den USA versuchte. Auch dabei wurde der Industriesprengstoff PETN verwendet, der jetzt in den beiden Paketen entdeckt wurde, die am Freitag in London und Dubai sichergestellt wurden. Aus US-Regierungskreisen verlautete, in beiden Fällen gelte Ibrahim Hassan al-Asiri als möglicher Bombenbauer.

Die jemenitischen Sicherheitsbehörden nahmen inzwischen eine Frau fest, die in Verdacht steht, die beiden Paketbomben aufgegeben zu haben. Die 22-Jährige studiert Informatik in Sanaa, von Kontakten zu extremistischen Gruppen ist nichts bekannt. Auch ihre Mutter wurde festgenommen, nach weiteren Verdächtigen, die Verbindungen zur Terrorgruppe Al-Kaida haben sollen, wurde gefahndet. Hinweise dazu seien aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emirate gekommen, erklärte der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh. In Sanaa wurden 24 weitere verdächtige Pakete entdeckt. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, wurden Frachtarbeiter auf dem Flughafen sowie Mitarbeiter örtlicher Frachtfirmen befragt.

Bomben hätten Maschinen zum Absturz bringen können

Der britische Premierminister David Cameron erklärte, er glaube, dass die Bombe, die in England gefunden wurde, an Bord des Flugzeugs explodieren sollte. Wie Innenministerin Theresa May sagte, wäre sie auch stark genug gewesen, die Maschine zum Absturz zu bringen. Das gleiche gilt nach US-Angaben für die Bombe, die in Dubai sichergestellt wurde.

Unklar war aber noch, ob die mit Handys, Zeitzündern und Batterien verdrahteten Bomben auch tatsächlich in den Flugzeugen hätten ferngezündet werden können, wenn diese in der Luft sind. Aber allein die Tatsache, dass sie an Bord der Flugzeuge gelangten, ist Anlass zu großer Sorge. Zeigt es doch vor allem, dass Terroristen nach immer neuen Wegen für Anschläge suchen.

Experten warnen vor Sicherheitsmängeln

Der entscheidende Tipp für den Sprengstofffund kam aus saudiarabischen Geheimdienstkreisen, wie aus Regierungskreisen in Washington verlautete. Sicherheitsberater Brennan dankte in einer offiziellen Erklärung Saudi-Arabien sowie Großbritannien und den Vereinigten Arabischen Emiraten für die geleistete Hilfe bei der Bewältigung der Gefahr.

Experten wiesen jedoch auf enorme Sicherheitsmängel bei der Frachtabfertigung an den Flughäfen hin. Besonders Frachtpakete, die von Passagiermaschinen befördert werden, würden oft nur wenig oder gar nicht überprüft. Die Gefahren seien seit Jahren bekannt, durch die vereitelten Terroranschläge seien sie nur wieder offengelegt worden, hieß es. Eine besondere Schwachstelle sei, dass Fluggesellschaften, die regelmäßig mit Frachtgesellschaften arbeiteten, auch Pakete befördern dürften, die als sicher deklariert, aber keinen weiteren Untersuchungen unterzogen würden. Das US-Frachtunternehmen UPS stoppte mit sofortiger Wirkung die Beförderung aller Sendungen aus dem Jemen. Auch Großbritannien setzte die Beförderung unbegleiteter Luftfracht aus dem Jemen auf unbestimmte Zeit aus.

dapd

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