Syrien-Konflikt: Deutschland sagt für Opfer Milliarden zu

Millionen Syrer sind auf humanitäre Hilfe angewiesen und auf der Flucht. Kann die internationale Gemeinschaft trotz der Corona-Pandemie weiterhelfen?
dpa |
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Im syrischen Duma werden - hier im Jahr 2018 im Auftrag der Regierung - Lebensmittel ausgeteilt.
Hassan Ammar/AP/dpa/dpa Im syrischen Duma werden - hier im Jahr 2018 im Auftrag der Regierung - Lebensmittel ausgeteilt.

Brüssel - Deutschland und zahlreiche andere Staaten haben den Opfern des Syrienkrieges zusätzliche Hilfen in Höhe von 6,9 Milliarden Euro versprochen. Allein Bundesaußenminister Heiko Maas sagte für Deutschland bei einer Online-Geberkonferenz 1,58 Milliarden Euro zu.

Weitere 2,3 Milliarden Euro sollen zum Beispiel aus EU-Kassen fließen. "Zwar können wir uns kaum die Qualen vorstellen, die das syrische Volk durchleiden muss. Aber es ist unsere Pflicht, dieses Leid zumindest zu lindern", sagte Maas (SPD). Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell wies darauf hin, dass mehr als sechs Millionen Syrer vor der Gewalt aus ihrer Heimat ins Ausland geflohen seien. Zudem gebe es Millionen Binnenflüchtlinge.

Bei der von der EU-Kommission und den Vereinten Nationen organisierten Konferenz berieten Vertreter von mehr als 80 Staaten und Organisationen über neue Hilfen für die Leidtragenden des Bürgerkriegs in Syrien.

In dem seit mehr als neun Jahren andauernden Konflikt gab es nach Schätzungen bereits rund eine halbe Million Tote. Alle Versuche, einen politischen Übergang auf den Weg zu bringen, scheiterten bisher. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad beherrscht mittlerweile wieder rund zwei Drittel des Landes, darunter die wichtigsten Städte.

Seit dem Beginn einer von den Schutzmächten Russland und Türkei vereinbarten Waffenruhe für das letzte große Rebellengebiet Idlib im Nordwesten des Landes hat sich die Lage dort beruhigt. Dennoch warnen Beobachter, die Gewalt dort könne jederzeit wieder eskalieren.

Derzeit sorgt eine schwere Wirtschaftskrise für zusätzliche Not. Das syrische Pfund hat in den vergangenen Monaten massiv an Wert verloren. Die Corona-Pandemie und neue US-Sanktionen haben die Lage weiter verschärft. Nach Angaben der EU waren zuletzt 11,7 Millionen Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Hilfsorganisationen warnen, dass sich eine Hungerkrise ausbreite.

"Die wirtschaftliche Situation wird schlimmer und schlimmer", sagte der Programmkoordinator der Welthungerhilfe für Syrien, Halil Kurt, der Deutschen Presse-Agentur. Überall im Land gebe es mittlerweile Probleme bei der Versorgung mit Lebensmitteln. "Die Menschen müssen ihre Mahlzeiten verkleinern oder ganz ausfallen lassen", sagte Kurt. Viele ernährten sich fast nur noch von Brot. "Sie überleben noch, aber sie haben keine ausgewogene Ernährung mehr. Das wird langfristig zu Gesundheitsproblemen führen."

Die Sprecherin des UN-Nothilfewerks Ocha warnte: "Nach neun Jahren der Krise und einer wachsenden Zahl von Flüchtlingen werden täglich mehr Menschen in Hunger und Armut getrieben."

Mit den deutschen Hilfsgeldern sollen nach Angaben von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nicht nur der Hunger, sondern auch Perspektivlosigkeit bekämpft werden. Seit 2016 habe man für 360.000 Menschen kurzfristig Jobs in mehreren Nachbarländern schaffen können, erklärte er am Dienstag. Zudem könnten 750.000 syrische Kinder, die in diesen Ländern Zuflucht gefunden hätten, durch die deutsche Unterstützung wieder zur Schule gehen. "Damit leisten wir unseren Beitrag, dass keine verlorene Generation in diesem furchtbaren Konflikt heranwächst", sagte Müller.

© dpa-infocom, dpa:200630-99-622565/3

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