Suhl und die Folgen
Suhl Auf den Streit in der überlegten Asylbewerberunterkunft im thüringischen Suhl folgt ein weiterer Streit. Diesmal mit Worten. Die Parteien diskutieren nach dem religiösen Konflikt zwischen Flüchtlingen, wie die Lage in den Unterkünften entspannt werden kann.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) kritisiert die Ausschreitungen scharf. Er habe kein Verständnis für Gewaltanwendungen durch Asylbewerber, erklärt er. Auch hiergegen müsse hart vorgegangen werden – ebenso wie gegen Angriffe auf Flüchtlinge. „Menschen, die bei uns Schutz erwarten (...) und die hier aufgenommen werden, haben sich an deutsches Recht und Gesetz zu halten.“
Der Minister räumt aber ein, Gemeinschaftsunterkünfte seien generell mit Risiken verbunden. „Je mehr Menschen auf engem Raum zusammen sind, desto schwieriger wird es.“ Gegen Vorschläge wie die des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke), der Flüchtlinge nach Ethnien und Religionen trennen will, habe de Maizière nichts einzuwenden. Wer das wolle, könne sie dies tun. Dafür gebe es bereits Beispiele, betont der Innenminister.
Verteilen will die Asylbewerber auch die SPD-Fraktion im Thüringer Landtag. Nicht aber aufgrund der Ethnien, sondern weil das Heim in Suhl schlichtweg überfüllt ist.
Ein 25-Jähriger wird in ein anderes Bundesland verlegt
Die Thüringer CDU hingegen fordert Konsequenzen für gewaltbereite Flüchtlinge. „Die Antwort auf Gewalt und Missachtung der deutschen Rechtsordnung kann nur Strafe und Abschiebung sein“, so CDU-Innenpolitiker Wolfgang Fiedler.
Ramelows Linke kritisiert diese Forderung scharf. Damit schürten die Christdemokraten rassistische Ressentiments gegenüber Flüchtlingen.
Gestern ist außerdem ein 25-Jähriger, der den Anstoß für die Eskalation in Suhl gegeben haben soll, in ein anderes Bundesland verlegt worden. Der Afghane hat nach bisherigen Erkenntnissen Seiten aus dem Koran gerissen und in eine Toilette geworfen. Derzeit werden weitere Heimbewohner befragt. Die Polizei wertet außerdem Videomaterial sowie Handybilder aus. Anhand der Ergebnisse soll dann geprüft werden, ob einzelne Attacken auch als versuchter Totschlag zu werten sind, hieß es.
120 Polizisten mussten anrücken. Sechs Beamte und elf Flüchtlinge wurden verletzt. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruch, Körperverletzungen und Sachbeschädigung. Bislang ist ein Verdächtiger namentlich ermittelt.
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