Strafanzeige gegen falschen „Münte“
WIESBADEN - Ein Stimmenimitator bringt Andrea Ypsilanti und die hessische SPD in Wallung: Ein Radiosender darf seinen Scherzanruf bei ihr nicht senden. Doch der Mitschnitt wird zum Hit im Internet. Und jetzt beschäftigt er sogar die Justiz.
Hessens SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti ist nicht die erste Prominente, die einem Radio-Moderator auf den Leim gegangen ist. Doch im Gegensatz zu Lothar Matthäus, der einmal glaubte, Edmund Stoiber am Hörer zu haben, schlägt der Fall hohe Wellen.
Was war passiert? Ein Moderator des niedersächsischen Radios ffn ruft vergangenen Mittwoch bei Ypsilanti im Büro an, gibt sich als Franz Müntefering aus. Sieben Minuten plaudern Ypsilanti und der falsche Franz über die Situation der SPD. Im Gegensatz zu Lothar Matthäus, der damals von „Stoiber“ einen Job annahm, lehnt Ypsilanti die schleimige Offerte des Münte-Imitators, doch nach Berlin zu kommen, entrüstet ab. Erst zum Schluss offenbart sich der Radiomoderator. Doch die Geschichte ist nicht zu Ende.
Nach Bekanntwerden der Radioaktion tauchte ein gekürzter Mitschnitt im Internet bei Youtube auf, der inzwischen vervielfacht wurde. Bei ffn schwört man, den Clip weder weitergegeben noch ins Internet gestellt zu haben.
Die hessische SPD-Fraktion schäumt – und hat das Recht auf ihrer Seite. Es ist in Deutschland verboten, Telefonate ohne die Einwilligung des Gesprächspartners mitzuschneiden. Nach Einschätzung von Medienrechtlern hat sich der Sender ffn strafbar gemacht. Die Persönlichkeitsrechte Ypsilantis seien verletzt worden. Die hessische SPD hat bereits Strafantrag gestellt. Es müsse schnell der Computer gefunden werden, von dem aus der Mitschnitt ins Internet gestellt worden sei, sagte Parteisprecher Frank Steibli.
Bei Youtube wurden die Mitschnitte bereits hunderttausende Male abgerufen. Einige Clips wurden gelöscht. Die Kommentatoren diskutieren heftig darüber, ob es ok war, Ypsilanti hinters Licht zu führen.
Elena Panagiotidis