Steinmeier: Papst kann wichtiger Vermittler in Krisen sein

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht in Papst Leo XIV. und dem Vatikan einen wichtigen Vermittler in internationalen Krisen. Weltweit gebe es nur noch wenige Größen, die solchen Einfluss auf Konfliktparteien hätten, sagte Steinmeier nach seiner Privataudienz im Vatikan. "Wir können gar nicht darauf verzichten, wenn der Papst und der Vatikan hier seine Hilfe anbietet."
Papst Leo XIV. hatte im Sommer wiederholt die Bereitschaft geäußert, Vertreter Russlands und der Ukraine zu Verhandlungen im Vatikan zu empfangen und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch persönlich getroffen.
Steinmeier berichtete, er habe den Papst sehr ermutigt, an dieser Rolle festzuhalten. "Ich glaube, wir dürfen gar keinen Zweifel daran haben, dass der Papst bereit ist, sein Gewicht in die Waagschale zu werfen, aber er teilt die Analyse, dass bisher und zum gegenwärtigen Zeitpunkt von russischer Seite aus keinerlei Bereitschaft zum Gespräch besteht", sagte der Bundespräsident.
Einladung nach Deutschland
Für Steinmeier war es die erste persönliche Begegnung mit dem Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken seit der Wahl des US-Amerikaners zum Papst im Mai. Steinmeier selbst ist protestantischen Glaubens. Er habe mit Leo XIV. auch über den Mitgliederverlust der katholischen Kirche gesprochen, berichtete der Bundespräsident. "Das muss nicht nur den Papst und den Vatikan besorgen. Darüber müssen auch wir uns Gedanken machen, denn meine feste Überzeugung ist und bleibt, die Kirchen können und müssen eine positive Rolle spielen beim Zusammenhalt unserer Gesellschaften", sagte Steinmeier. Er habe den Papst zu einem Besuch nach Deutschland eingeladen.
Kritik an Kürzung internationaler Hilfen
Nach dem Termin im Vatikan wollte der Bundespräsident unter anderem die drei Organisationen der Vereinten Nationen besuchen, die ihren Sitz in Rom haben: das Welternährungsprogramm (WFP), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (Ifad).
Steinmeier äußerte sich kritisch über die Kürzung internationaler Hilfen. "Deshalb ist der Besuch bei den internationalen Organisationen hier in Rom, vor allen Dingen beim Welternährungsprogramm, ein Zeichen dafür, dass diese internationalen Organisationen unsere Unterstützung verdienen", betonte er.
Zugleich räumte der Bundespräsident ein, das wirtschaftliche Umfeld habe sich auch in Deutschland verändert. Die öffentlichen Budgets litten unter der wirtschaftlichen Lage und dem Zollstreit mit den USA. "Ich glaube, wir brauchen eine Beruhigung dieser öffentlichen Debatten, wir brauchen wieder Regeln im internationalen Handelsverkehr", sagte Steinmeier. "Und das ist die Perspektive, die dazu führen kann, dass auch Staaten wie Deutschland wieder mehr Geld mobilisieren können für internationale Unterstützung, wie etwa die für das Welternährungsprogramm."
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