Spekulationen um Haiders letzte Stunden
Nach dem Tod des Rechtspolitiker Jörg Haider bleibt die Frage: Wo hat er soviel Alkohol getrunken? Angeblich hat er den Nachtclub vor Mitternacht nüchtern verlassen. Ein Zeuge will ihn später betrunken in einem Szenelokal gesehen haben.
Die tödliche Alkoholfahrt von Jörg Haider heizt Spekulationen an. Natürlich sind die Verschwörungstheoretiker wieder die schnellsten. Der Alkohol sei ihm womöglich eingeflößt worden, raunen vor allem anonyme Kommentatoren im Internet. Und Karlheinz Klement, ehemaliger Parteifreund in Haiders FPÖ, nennt gleich mal Israels Geheimdienst Mossad als Verursacher der 1,8 Promille Alkohol im Blut. Die Wahrheit ist banaler. „Der Jörgl“ hat sich offenbar mit Alkohol abgeschossen.
„Vor Mitternacht“ sagt Stefan Petzner, habe Haider den Club in Velden verlassen. „Da war er nicht alkoholisiert“, behauptet der 27-Jährige, der Haiders designierter Nachfolger als Chef der rechten BZÖ werden soll. „Zu dem Zeitpunkt war er stocknüchtern und fahrtauglich“, sagt Petzner.
Er sei sogar noch „ein paar hundert Meter mit dem Landeshauptmann gefahren“, sagt Petzner. Was danach geschehen sei, will er aber nicht verraten. „Ich weiß, dass es eine zeitliche Lücke gibt. Das geht nur die Privatperson Haider etwas an.“ Um 1.15 Uhr raste Haider im Vollrausch gegen einen Betonpfleiler. Laut Staatsanwaltschaft wurden bei Haider außer Alkohol keine Drogen gefunden.
Ein Zeuge will dem Betrunkenen angeboten haben, ihn mitzunehmen
Angeblich hat Haider auf der Promi-Feier im Veldener Lokal „Cabaret“ weder Champagner noch Bier getrunken, behaupten Augenzeugen: „Nicht mal Mineralwasser“. Allerdings, so berichten andere Zeugen, zog Haider später noch weiter, manche sagen ins Hotel Moser, manche sagen „in ein Szenelokal in der Innenstadt“. Dort stieß der 58-jährige Politiker angeblich mit einer Geburtstagsrunde an. Und dort bot ihm den Berichten der „Kleinen Zeitung“ zufolge auch einer der Gäste um ein Uhr an, ihn nach Hause in seine Klagenfurter Dienstwohnung zu fahren. Der Augenzeuge berichtet, Haider, der „offensichtlich nicht mehr nüchtern“ gewesen war, lehnte ab. Er fahre schon selbst, sagt er. Der „Landeshauptmann“ fuhr in den Tod.
Mindestens zehn doppelte Schnäpse, zitiert der „Standard“ einen Ernährungsexperten, habe Haider gebraucht, um auf den Pegel von 1,8 Promille zu kommen. Der Zustand grenzt an eine Alkoholvergiftung. Um in diesem Zustand nicht aufzufallen, müsste man an große Mengen Alkohol gewöhnt sein.
Matthias Maus