SPD-Wahlkampfchef: „Wir sind sehr intensiv im Facebook unterwegs"

Kajo-Wasserhövel (46), SPD-Bundesgeschäftsführer, Wahlkampfchef und Franz Münteferings rechte Hand, spricht im AZ-Interview über Facebook, Twitter, das Web 2.0 und die Internet-Offensive seiner Partei im Superwahljahr
AZ: Herr Wasserhövel, warum setzt die SPD im Wahljahr 2009 so vehement auf Internet und Web 2.0?
KAJO WASSERHÖVEL: Drei Viertel der deutschen Haushalte sind mittlerweile ans Netz angeschlossen. Das Internet ist zum Massenmedium geworden. Und es ist ein Dialogmedium. Es geht der SPD deshalb nicht nur darum, als Partei unsere Personen und Inhalte in ein großes Schaufenster zu stellen. Wir wollen vielmehr mit möglichst vielen Bürgern in Kontakt treten, diskutieren, eine qualitativ gute politische Diskussion auch über das Netz aufbauen.
Sprechen Sie damit nicht überwiegend Jüngere an?
Keineswegs nur die Jüngeren: Das Netz ist älter, aber auch weiblicher geworden. Denken Sie nur an die Generation der „silver surfer“: Viele ältere Bürger bewegen sich heute sehr engagiert im Internet und machen mit.
Also geht der Wahlkampf-Trend weg von Hinterzimmer und Marktplatz hin zur Online-Kommunikation?
Eine Partei, die sich ins Internet begibt, muss sich zwangsläufig verändern. Muss noch offener und transparenter arbeiten. Man muss an die Orte der Meinungsbildung im Netz gehen. Im Unterschied zum Online-Auftritt der Union wollen wir keine geschlossene Gruppe aufbauen. Unsere neue Plattform „www.wahlkampf09.de" soll vielmehr eine Startrampe sein für Wahlkampfaktivitäten – auch in die sozialen Netzwerke hinein.
In welche denn?
Wir sind zum Beispiel sehr intensiv in dem Freundschaftsnetzwerk „Facebook" unterwegs: Dort kann die SPD Gruppen zu bestimmten Wahlkampf-Themen eröffnen, strittige Themen diskutieren, auf Veranstaltungen hinweisen, unsere Anhänger zum eigenen Engagement anregen.
Neuerdings twittern Sie ja sogar - als „kajo2009"...
Es ist nur logisch, dass die SPD auch diesen neuesten Internet-Kanal nutzt: Twitter ist einfach eine sehr schnelle Form, Nachrichten auszutauschen. Ich twittere jetzt seit einer Woche und habe schon rund 650 Abonnenten.
Wen wollen Sie damit erreichen? Multiplikatoren?
Ich nutze es vor allem, um auf interessante Artikel und Beiträge im Netz hinzuweisen. Wenn meine Leser selber hunderte von Abonnenten haben und meine Nachrichten an diese weitergeben, erreiche ich eine Wellenbewegung. Das kann extrem zur Mobilisierung beitragen – Obamas Wahlkampf hat es bewiesen.
Sollte dann nicht auch Ihr Chef Müntefering twittern?
Naja. Als Politiker sollte man sehr genau überlegen, was zu einem selber passt und was nicht. Man muss immer authentisch bleiben.
Interview: Markus Jox