So lief Röslers Machtpoker

  Rösler nützt das gute Wahlergebnis aus Niedersachsen für einen Überraschungs-Coup: Er bietet Rainer Brüderle den Parteivorsitz an. Am Ende kommt's ganz anders  
Vanessa Assmann |
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Vornherum gab’s Blumen für Niedersachsen-Spitzenkandidat Stefan Birkner (Mitte), hintenrum kämpften Philipp Rösler (li.) und Rainer Brüderle mit harten Bandagen.
dapd Vornherum gab’s Blumen für Niedersachsen-Spitzenkandidat Stefan Birkner (Mitte), hintenrum kämpften Philipp Rösler (li.) und Rainer Brüderle mit harten Bandagen.

 

Rösler nützt das gute Wahlergebnis aus Niedersachsen für einen Überraschungs-Coup: Er bietet Rainer Brüderle den Parteivorsitz an. Am Ende kommt's ganz anders

BERLIN 9,9 Prozent. Es war das beste Ergebnis, das die FDP je in Niedersachsen erreicht hat. Und mit dem wohl kaum jemand gerechnet hatte. Für Gesprächsstoff sorgte die Partei gestern aber mit etwas ganz anderem – mit einem neuen Höhepunkt im Führungsstreit. Die beiden Akteure: Parteichef Philipp Rösler (39) und Fraktionschef Rainer Brüderle (67). Das Objekt der Begierde: der Parteivorsitz.

 

Für den ersten Paukenschlag hatte am Morgen Parteichef Philipp Rösler gesorgt. In der Präsidiumssitzung bot er seinen Rücktritt vom Parteivorsitz an. Rainer Brüderle könne übernehmen und gleichzeitig Spitzenkandidat für die Bundestagswahl werden. Der hatte Rösler noch am Freitag in einem Interview attackiert und einen vorgezogenen Bundesparteitag gefordert. „Ich bin bereit, zur Seite zu treten, wenn Rainer Brüderle auch Bundesvorsitzender werden will“, sagte Rösler. Vorher, so wird aus der Partei berichtet, hatten mehrere Gespräche kein Ergebnis gebracht.

Während die Partei-Granden hinter verschlossenen Türen weiter debattierten, wurde Röslers Taktik immer deutlicher: Er konnte nur gewinnen. Lösung eins: Tritt er ab, würde er das mit dem Sensationsergebnis in Niedersachsen tun. Ein triumphaler Abgang. Und eine hohe Messlatte für die Bundestagswahl, der sich dann sein Nachfolger Brüderle stellen müsste.

Lösung zwei: Bleibt er mit Zustimmung seiner Kollegen Parteivorsitzender, wäre das eine Art Treueschwur. Kritik wie zuletzt hätte Rösler auf diese Weise wohl nicht mehr zu fürchten. Entsprechend deutlich fiel auch der Kommentar eines führenden Liberalen aus: „Brüderle sitzt in der Falle.“

Kurz darauf stand fest: Röslers Überraschungs-Coup ging auf. Brüderle hatte es in der Präsidiumssitzung abgelehnt, den Parteivorsitz zu übernehmen. Rösler kann bleiben. Gleichzeitig einigten sie sich darauf, dass Rainer Brüderle als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl ins Rennen geht. Als „Gesicht und Kopf“ der FDP, wie es Rösler später nannte. Rösler und Brüderle. Das neue Tandem der FDP. Ein anderes Bild brachte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles ins Spiel: „Cäsar und Brutus regieren jetzt gemeinsam.“

Brüderle gab sich zufrieden: „Es war nicht meine Absicht, Parteivorsitzender zu werden“, sagte er am Nachmittag- Es sei ihm lediglich darum gegangen, die Führungsfrage zu klären und darum, den Bundesparteitag früher zu datieren. Dazu kommt es nun auch: Statt im Mai soll die Führungsmannschaft um den alten und neuen Parteichef Rösler voraussichtlich schon im März neu gewählt werden.

 

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