Sieben Akws werden vorübergehend stillgelegt

Sieben deutsche Atomkaftwerke, die vor Ende 1980 in Betrieb gegangen sind, werden für die Zeit des Überprüfungs-Moratoriums vorübergehend für drei Monate abgeschaltet.  
von  dapd
Isar 1 und Isar 2 – die beiden Blöcke liegen rund 14 Kilometer von Landshut entfernt. An dem neueren Meiler verdient München mit.
Isar 1 und Isar 2 – die beiden Blöcke liegen rund 14 Kilometer von Landshut entfernt. An dem neueren Meiler verdient München mit. © Petra Schramek

Sieben deutsche Atomkaftwerke, die vor Ende 1980 in Betrieb gegangen sind, werden für die Zeit des Überprüfungs-Moratoriums vorübergehend für drei Monate abgeschaltet.

Berlin/Düsseldorf - Die deutschen Stromkonzerne beugen sich dem Druck von Öffentlichkeit und Politik und legen sieben ältere Atomkraftwerke vorläufig still. Betroffen seien die Atommeiler Biblis A und B, Neckarwestheim 1, Brunsbüttel, Isar I sowie Unterweser und Philippsburg 1, kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag an.

In den nächsten drei Monaten sollen die Altreaktoren umfassend auf ihre Sicherheit überprüft werden.

Der Chef des größten deutschen Energieversorgers E.ON, Johannes Teyssen, betonte: "Wir haben Verständnis für die Sorgen auch der deutschen Bevölkerung und die darauf aufbauende politische Debatte über die aus der Entwicklung in Japan zu ziehenden Lehren." Das von der Bundeskanzlerin angeregte Moratorium und die Einrichtung eines Expertenrates seien dafür der richtige Weg.

E.ON selbst begann nach eigenen Angaben bereits mit den Vorbereitungen zum Abfahren des Reaktors Isar 1. Der Konzern wolle damit einen Beitrag zur Versachlichung der aktuellen Diskussion leisten, sagte Teyssen.

RWE-Chef Jürgen Großmann hatte zuvor in einem Interview noch vor hohen Kosten gewarnt, sollte sich Deutschland aus der Atomenergie zurückziehen. Die Gesellschaft müsse anerkennen, "dass man in einem Industrieland nicht einfach so auf Kohle und Kernenergie verzichten kann, wenn man Wohlstand und Versorgungssicherheit erhalten will", zitierte ihn die "Zeit". Der RWE-Chef räumte allerdings gleichzeitig ein, dass nach den Atomunfällen in Japan die Sicherheitsauflagen auch der deutschen Atommeiler überprüft werden müssten.

Experte rechnet nicht mit deutlichem Strompreisanstieg

Trotz der Katastrophe in Japan will sich RWE aber nach den Worten des Managers nicht aus der Atomenergie zurückziehen. "Als Energieversorger prüfen wir natürlich, wo wir welche neuen Kraftwerke bauen können.

Die Kernenergie bleibt dabei auch für uns eine Option, wie für viele andere Unternehmen auch", zitierte das Blatt den Manager. Dramatische Preissteigerungen müssen die Verbraucher durch die vorläufige Stilllegung der sieben Altreaktoren nach Einschätzung des Energieexperten der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Uwe Leprich, nicht befürchten. Selbst die Auswirkungen einer endgültigen Stilllegung dieser Reaktoren hielten sich nach seiner Einschätzung in engen Grenzen.

Zwar könnte sich der Preis an der Strombörse dadurch um rund zehn Prozent erhöhen, meinte der Experte. Doch mache dieser Einkaufspreis nur ein Drittel des Strompreises aus, den der Haushaltskunde letztlich bezahle. Welche Auswirkungen auf die Bilanz der Unternehmen der Stillstand der Reaktoren haben wird, konnten Sprecher von E.ON und RWE zunächst nicht sagen. "Das wissen wir noch nicht und es ist im Moment auch nicht die entscheidende Frage", hieß es bei RWE.


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