Seehofers neues Motto: „Frauen! Frauen! Frauen!“
MÜNCHEN - Der CSU-Chef zieht die 100-Tage-Bilanz und erklärt seiner Partei, was ihr alles fehlt. Zur Revanche meldet sich Ex-Minister Thomas Goppel. Er erklärt Seehofer ein ganz anderes Defizit.
Schnitzel und Kartoffelsalat mit ganz viel Zwiebeln ließ CSU-Chef Horst Seehofer gestern der Parteispitze servieren. „Damit wir geschärft in das Jahr gehen“, lästerten Mitglieder des Parteivorstandes danach. Denn es war eine besondere Sitzung: Seehofer ist 100 Tage im Amt. Und das Superwahljahr 2009 steht bevor.
„Das wird so was wie ein Härtetest“, sagte Seehofer. Er versicherte, seine Partei habe sich wieder „stabilisiert“ – und sowohl in Bayern als auch im Bund wieder gut positioniert. Jetzt müsse der Blick mutig nach vorn gerichtet werden.
Das klingt eher nach Pfeifen im Walde. Denn hinter verschlossenen Türen analysierte der ehemalige Generalsekretär und jetzige Umweltminister Markus Söder gnadenlos die Situation seiner Partei: Inzwischen gehöre das bürgerliche Lager nicht mehr der CSU alleine. Es gäbe nun in Bayern vier bürgerliche Parteien. Söder zählte neben FDP und den Freien Wählern auch noch die Grünen dazu. Zwischen diesen vieren habe der bürgerliche Wähler freie Wahl und wähle, wie es ihm gerade passt. Söder: „Das ist das Problem, das wir haben.“
Für die Bundestagswahl sieht Seehofer da nur ein Rezept. Das lautet: „Frauen, Frauen, Frauen!“ Vor der Vorstandssitzung versammelte er alle Bezirkschefs um sich und befahl ihnen, auf Frauensuche zu gehen. Jedes freie Direktmandat solle mit einer Frau besetzt werden. Auch die Liste müsse mit möglichst vielen Frauen gefüllt werden. Seehofer: „Wir müssen jetzt anfangen, etwas zu korrigieren, was Jahre versäumt worden ist.“ Gewählt werden sollen sie dann nicht mehr von Delegierten, sondern von der Basis.
"Bevor sich die Lichten reihen"
Während sich Seehofer von seinen Parteigetreuen loben lässt, er habe für die CSU in Berlin wieder an Gewicht und Einfluss gewonnen, nähert sich der Parteichef seinem Vorvorgänger Edmund Stoiber an. In der Vorstandssitzung stoiberte er in bester Edi-Manier: „bevor sich die Lichten reihen, ähh, bevor sich die Reihen lichten“.
Ein bisserl Kritik aus den eigenen Reihen aber gab’s dann doch. Der frühere Wissenschaftsminister Thomas Goppel, der nicht mehr ins Kabinett durfte, weil er zur Generation 60 plus gehört, bezeichnete Seehofers Führungsstil als „sehr eigenwillig“: „Wir sollten darauf achten, dass niemand verletzt wird – nicht nur der Ministerpräsident nicht.“
Die Grünen, vor denen die CSU jetzt auch Angst hat, gifteten, Seehofer verspreche viel und halte bislang wenig. Ihre Landesvorsitzende Theresa Schopper: „Anscheinend hat er seine Richtungslosigkeit zum Programm gemacht.“
bö