Sechs Richtige: Wie lebt es sich als Lotto-Millionär?

Deutschland ist im Lotto-Fieber. Am Samstag geht es um 35 Millionen Euro. Doch nicht immer macht der Geldsegen glücklich. Die AZ porträtiert Menschen, die plötzlich reich wurden.
von  Abendzeitung
Auch Finanzminister Peer Steinbrück wurde mit Lotterie-Schein gesichtet
Auch Finanzminister Peer Steinbrück wurde mit Lotterie-Schein gesichtet © dpa

MÜNCHEN - Deutschland ist im Lotto-Fieber. Am Samstag geht es um 35 Millionen Euro. Doch nicht immer macht der Geldsegen glücklich. Die AZ porträtiert Menschen, die plötzlich reich wurden.

Wenn man sich die Menschenschlangen vor den Lottoannahmestellen anschaut, könnte man den Eindruck bekommen, es gibt was geschenkt. Deutschland ist im Lottofieber: 15 Millionen Spielscheine mit Einsätzen von 71 Millionen Euro wurden bundesweit für die Mittwochsziehung ausgefüllt. Davon wollte auch ein Mann profitieren, der am Mittwochabend maskiert eine Annahmestelle in Haidhausen überfiel und ein paar hundert Euro erbeutete.

Jetzt sind 35 Millionen Euro im Topf – selbst Bundesfinanzminister Peer Steinbrück wurde im Bundestag mit Lottoschein gesichtet. „Vielleicht klappt’s mit dem ausgeglichenen Haushalt ja doch noch“, sagte er zur AZ. Der Minister pflegt übrigens regelmäßig zu spielen.

Wie sich plötzlicher Reichtum anfühlt, weiß Vesna Vekic (46) aus Wartenberg im Kreis Erding. Die gebürtige Kroatin hat im Juni 2005 fünf Millionen Euro in der „5-Millionen-SKL-Show“ gewonnen. „Im ersten Moment sagt man natürlich, dass alles beim Alten bleiben soll“, sagt die gelernte Krankenschwester zur AZ. „Aber wenn man ständig träumt, zu gewinnen, dann soll man seine Träume auch verwirklichen.“

Und das tat sie dann. Mit ihrem Mann, den sie drei Monate nach dem Gewinn geheiratet hat, baute Vekic ihr Traumhaus, die 1,6-Millionen-Villa „Medici“. Der Name verpflichtet. „Es hat einen Toskana-Touch. Wir waren schon immer so angehaucht.“ Aus Verona wurde eigens Naturstein herangekarrt. Vekic kann sich zwischen acht Garagen entscheiden, der Garten ist 1000 Quadratmeter groß. Am liebsten aber ist sie im Kaminzimmer.

Millionen-Gewinnerin Vesna Vekic arbeitet nicht mehr

Ihre Modeboutique, die die 46-Jährige 2002 eröffnet hatte, gab sie ein halbes Jahr nach dem Gewinn auf. „Jetzt bin ich Privatier. Es ist einfach toll, Zeit zu haben.“

Das Betteln um Geld hat so gut wie aufgehört, ein paar Neider gibt es immer noch. Vesna Vekic hat damit aber kein Problem, sondern ein gutes Rezept: „Lieber Neid als Mitleid“, sagt sie. „Ich bin immer noch Multimillionärin und bereue nichts.“

Aber nicht allen Millionen-Gewinnern bringt das große Geld auch das große Glück. Einer der berühmtesten Gewinner in der deutschen Tipp-Geschichte ist vielleicht auch der ärmste Millionär aller Zeiten. Lothar Kuzydlowski: 3,9 Millionen Mark gewann der ewig arbeitslose Teppichleger aus Hannover–Kleefeld 1994. Er kaufte sich Pferde, einen Lamborghini, feierte Orgien und trank. Mit 53 Jahren starb der Mann mit den drei „L“, die für Lotto, Lothar und Lamborghini stehen, an – wie sollte es anders sein – Leberzirrhose.

Oder Millionen-Michi aus Oldenburg, der im Leben vor seinem 2,7-Millionen-Mark-Gewinn arbeitslos war und Michael Broers hieß. Auch er gewann 1994 und seine Geschichte unterscheidet sich von Lotto-Lothar nur unwesentlich. Er kaufte sich eine Mercedes-Limousine mit Chauffeur und für fast zwei Millionen Euro ein Autohaus, das bald Unsummen verschlingt.

1997 wird er ohne Führerschein erwischt, hat aber schon über 50 Einträge in Flensburg. Er geht lieber fünf Jahre in den Knast, statt 500000 Euro Geldstrafe zu bezahlen. Als er herauskommt, ist seine Frau weg. Heute lebt Millionen-Michi von Hartz IV.

Verena Duregger

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