Schock an der Kasse: So teuer könnten Zigaretten bald werden
Bald müssen sich Raucher wohl genau überlegen, wie viel ihnen Zigaretten wirklich wert sind. Geht es nach Plänen der EU-Kommission um Präsidentin Ursula von der Leyen (CDU), könnte der Preis von Nikotinprodukten schon im Sommer in Deutschland deutlich ansteigen.
Ein 196-seitiges Papier, das der "Bild" vorliegt, zeigt: Brüssel fordert die EU-Staaten dazu auf, die Steuer auf Tabakprodukte anzuheben. Die Höhe des Anstiegs soll sich am Wohlstand des jeweiligen EU-Mitgliedstaates orientieren. Das bedeutet: Auf Deutschland könnte sich das Vorhaben stärker auswirken als auf wirtschaftlich schwächere Länder.
Bereits jetzt fließt pro Zigarette mehr als die Hälfte an den Staat
Der Europäische Steuerzahlerbund prognostiziert eine Steuererhöhung von einem Fünftel im Kleinverkauf. Unterm Strich wird dann durchschnittlich pro Schachtel (20 Zigaretten) ein Euro mehr fällig.
Schon jetzt betragen die Steuern auf nikotinhaltige Produkte zum Teil mehr als 50 Prozent, geht aus Zahlen des Zigarettenverbandes, einer Lobbyvereinigung der Hersteller, hervor. An den Staat fließen: knapp zwölf Cent pro Zigarette, 20 Prozent des Kleinverkaufspreises und die Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent. Damit kostet eine Packung aktuell um die acht bis zehn Euro.
Tabakindustrie befürchtet Regel-Wirrwarr
Japan Tobacco International, Hersteller von Camel und American Spirit mit einem Jahresumsatz von fast einer Milliarde Euro allein in Deutschland, kritisiert das Vorhaben. Gegen eine einheitliche Regulierung des Marktes gebe es nichts einzuwenden – doch unterschiedliche Regelungen in den Staaten verkomplizierten die Lage weiter, heißt es. Von anderen Schwergewichten wie Philip Morris und British American Tobacco gibt es bisher keine Stellungnahmen.
Im Bericht der EU-Kommission halte diese die "Eindämmung des Tabakkonsums" unter anderem "durch steuerliche Maßnahmen zur Verringerung der Nachfrage" möglich, berichtet die "Bild".
Das würde das deutsche Gesundheitssystem entlasten. Eine Untersuchung des Gesundheitsökonomen Anant Jani von der Oxford Martin School und dem Heidelberger Institut für Global Health von 2023 beziffert die Folgekosten auf 97,24 Milliarden Euro.
127.000 Menschen sterben an den Folgen des Rauchens
Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge sterben hierzulande schätzungsweise 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens – unter anderem an dadurch ausgelösten Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen. Damit sind mehr als zehn Prozent aller Todesfälle auf den Konsum von Tabakprodukten zurückzuführen. Genauso wie ungefähr jeder fünfte Krebsfall.
Insgesamt gibt es jedoch immer weniger Raucher. Im vergangenen Jahr wurden zwar etwa 3,5 Prozent mehr Produkte als im Vorjahr versteuert – trotzdem qualmen im Vergleich zu den 1970er-Jahren (50 Prozent) derzeit nur noch die Hälfte. Vor allem bei Jugendlichen ist jedoch ein deutlicher Trend hin zu E-Shishas und E-Zigaretten erkennbar.
Ähnliches Vorhaben der EU-Kommission scheiterte bereits 2024
Um das Gesundheitssystem zu entlasten, hat auch der Ärztepräsident Klaus Reinhardt bereits Ende Mai die Erhöhung der Alkohol- und Tabaksteuer und die Einführung einer Zuckerabgabe gefordert. Ein Anteil daran solle ihm zufolge an die Krankenkassen abgeführt werden.
Schon im vergangenen Jahr wollte die EU-Kommission den Konsum von Tabakprodukten stärker reglementieren. Auf Spielplätzen, in Freibädern und in Bahnhöfen sollte Qualmen zum Tabu werden. Das Europäische Parlament lehnte im November eine entsprechende Resolution allerdings ab.
Nicht-EU-Länder wie die USA und Kanada haben derartige Regelungen längst eingeführt. Auch wenn dort bei E-Zigaretten gerne mal ein Auge zugedrückt wird, ist Rauchen im öffentlichen Raum in der Regel verboten. Biergärten, Restaurants oder Bars, vor oder in denen konsumiert wird, sind unvorstellbar. Dafür rauchen in Kanada laut Regierungszahlen nur knapp 13 Prozent.