Israel attackiert Raketenanlagen im Iran

Israel und der Iran greifen sich weiter gegenseitig an. Das israelische Militär beansprucht die Kontrolle über den Luftraum über Teheran für sich. Doch zugleich trifft der Iran Israel empfindlich.
von  dpa
Israel greift unter anderem Atomanlagen und Verteidigungsstellungen an - aber auch Öllager wie dieses.
Israel greift unter anderem Atomanlagen und Verteidigungsstellungen an - aber auch Öllager wie dieses. © Vahid Salemi/AP/dpa

Israel hat auf die tödlichen iranischen Luftangriffe mit massiven Attacken auf die Raketenanlagen der islamischen Republik reagiert. Das Militär zerstörte eigenen Angaben zufolge mehr als 120 iranische Abschussrampen - insgesamt sei ein Drittel der Rampen für Boden-Boden-Raketen im Iran betroffen. Auch Raketenlager und Einrichtungen zur Raketenherstellung seien getroffen worden. 

Israel behauptet zudem, die Kontrolle über den Luftraum über der iranischen Hauptstadt erlangt haben - was ungestörtes Vorgehen ermöglichen würde. Armeesprecher Effie Defrin sagte: "Man kann jetzt sagen, dass wir volle Luftüberlegenheit im Himmel über Teheran erreicht haben." Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte das iranische Raketenprogramm - nach dem Atomprogramm - als existenzielle Bedrohung für sein Land bezeichnet.

Die Gefahr, die für Israel vom Iran ausgeht, ist dennoch nicht gebannt. Bei neuen Raketenangriffen auf israelische Städte überwand der Iran die Verteidigungssysteme, einschließlich des Iron Dome (Eisenkuppel). Nach Angaben von Sanitätern wurden in der Nacht zum Montag 8 Menschen getötet und 92 verletzt. Im Großraum Tel Aviv habe es vier Einschläge gegeben. 

Unter anderem die EU-Staaten Polen, Slowakei und Tschechien kündigten an, ihre Bürger aus Israel in Sicherheit bringen zu wollen. 

Israel droht Zivilisten in Teheran

Israels Verteidigungsminister Israel Katz drohte infolge der Angriffe den Einwohnern Teherans - also Zivilisten - mit Vergeltung. "Der großmäulige Diktator aus Teheran ist zu einem feigen Mörder geworden, der gezielt auf die israelische Zivilbevölkerung schießt, um die israelische Armee von der Fortsetzung der Offensive abzuschrecken, die seine Fähigkeiten zum Einsturz bringt", schrieb Katz auf X. "Die Einwohner Teherans werden den Preis zahlen – und zwar bald."

Einige Stunden später relativierte Katz seine Aussagen mit einer weiteren Erklärung: "Ich möchte das Offensichtliche klarstellen: Es besteht keinerlei Absicht, der Bevölkerung Teherans körperlichen Schaden zuzufügen - so wie es der mörderische Diktator im Umgang mit der israelischen Bevölkerung tut."

Insgesamt beträgt die Zahl der seit Freitag bei Angriffen in Israel getöteten Menschen nach Angaben der Regierung 24. Fast 600 Menschen seien seitdem verletzt worden. Im Iran wurden seit Beginn der israelischen Großoffensive nach offiziellen Angaben mindestens 224 Menschen getötet. Fast 1.300 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums auf X mit. 

Atomwächter Grossi dringt auf diplomatische Lösung

Israel hatte in der Nacht zum Freitag massive Angriffe auf Ziele in der Islamischen Republik begonnen - darunter Atomanlagen, Verteidigungsstellungen, Ziele in Städten und auch Öl- und Erdgasfelder. Auch wurden führende Militärs und Atomwissenschaftler gezielt getötet. Israel will nach eigener Darstellung mit den Angriffen verhindern, dass der Iran eine Atombombe bauen kann. Die Führung in Teheran betont dagegen, dass das Atomprogramm nur zivilen Zwecken diene.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, warnte, die militärische Eskalation verzögere "die unerlässliche Arbeit an einer diplomatischen Lösung, um langfristig sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen erwirbt".

Israel trifft Kommandozentren wichtiger Militäreinheit

Die israelische Luftwaffe griff nach eigenen Angaben auch die Kommandozentralen der Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden in Teheran an. Dort seien Terroranschläge gegen den Staat Israel mit Hilfe der Stellvertreter der iranischen Führung im Nahen Osten geplant worden, hieß es. Die Al-Kuds-Brigaden sind die Auslandseinheit der Elitestreitmacht des Irans, deren offizielle Aufgabe es ist, im Ausland verdeckte Operationen auszuführen.

Die anhaltenden Angriffe auf den Iran haben in Teheran Fluchtbewegungen ausgelöst. Augenzeugen berichteten von verstopften Autobahnen in der Metropole mit mehr als 15 Millionen Einwohnern. An den Tankstellen bildeten sich teils kilometerlange Schlangen, Benzin war Mangelware.

Banken, Basare, Apotheken und Supermärkte blieben geschlossen. An zentralen Plätzen waren viele Sicherheitskräfte unterwegs. Auf den Straßen herrschte teils gespenstische Stille. 

Putin als Vermittler? Für Trump denkbar

US-Präsident Trump hat sich derweil aufgeschlossen für die Idee gezeigt, dass Kremlchef Wladimir Putin in dem Krieg als Vermittler agieren könnte. "Ich wäre offen dafür", sagte Trump dem Fernsehsender ABC dazu. Putin habe ihn deswegen angerufen. Russlands Präsident, der vor dreieinhalb Jahren den Überfall auf die Ukraine befohlen hatte, bot sich nach Angaben des Kremls in einem Telefonat mit Trump am Samstag selbst als Vermittler im Konflikt zwischen Israel und dem Iran an. Russland unterhält enge Beziehungen zum Iran. Das Land bezog von dort unter anderem massenhaft Drohnen für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Dass die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingreifen, erwartet Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) nicht. In einem Interview des Deutschlandfunks wies er darauf hin, dass Washington das bereits in der ersten Stellungnahme von Außenminister Marco Rubio ausgeschlossen hat. "Das ist sehr klar in allen Erklärungen, auch in allen Handlungen. Ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf, dass die USA ein Interesse daran hätten, sich zu beteiligen."

Die USA unterhalten eine Reihe von Militärstützpunkten mit Zehntausenden Soldaten in der Region. Unbestätigten Medienberichten zufolge unterstützen die USA Israel bereits bei der Abwehr iranischer Raketen.

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