Reaktionen aus der Politik und auf Twitter nach dem Nafri-Post der Polizei

Nach dem Jahreswechsel wird Kritik am Silvester-Einsatz der Polizei laut. Besonders der verwendete Begriff "Nafris" sorgt für Wirbel. Der Vorwurf des «racial profiling» steht im Raum. Die Behördenleitung weist das zurück. Und bekommt Unterstützung von Gewerkschaftsseite.
AZ/Daniel Rademacher/dpa |
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Polizisten kontrollieren in der Silvesternacht vor dem Hauptbahnhof in Köln Personen.
Oliver Berg/dpa 3 Polizisten kontrollieren in der Silvesternacht vor dem Hauptbahnhof in Köln Personen.
Polizisten umringen am 31.12.2016 vor dem Hauptbahnhof in Köln (Nordrhein-Westfalen) eine Gruppe südländisch aussehender Männer.
Henning Kaiser/dpa 3 Polizisten umringen am 31.12.2016 vor dem Hauptbahnhof in Köln (Nordrhein-Westfalen) eine Gruppe südländisch aussehender Männer.
Polizisten umringen am 31.12.2016 vor dem Hauptbahnhof in Köln (Nordrhein-Westfalen) eine Gruppe südländisch aussehender Männer.
Henning Kaiser/dpa 3 Polizisten umringen am 31.12.2016 vor dem Hauptbahnhof in Köln (Nordrhein-Westfalen) eine Gruppe südländisch aussehender Männer.

Nach dem Jahreswechsel wird Kritik am Silvester-Einsatz der Polizei in Köln laut. Besonders der verwendete Begriff "Nafris" sorgt für Wirbel.

Die Kölner Polizei hatte in der Nacht in einem Tweet von "Nafris" gesprochen. Die Abkürzung steht für "Nordafrikaner", die Beamten hatten mehrere Hundert in der Silvesternacht kontrolliert. Politiker äußern nun Kritik, sowohl am Einsatz als auch an der Wortwahl.

Kritik kommt von den Grünen

Grünen-Chefin Simone Peter hat sich kritisch über die Art und Weise des Einsatzes der Kölner Polizei bei den Silvesterfeierlichkeiten geäußert. "Das Großaufgebot der Polizei in Köln und anderen Städten hat Gewalt und Übergriffe in der
vergangenen Silvesternacht deutlich begrenzt", sagte sie der "Rheinischen Post" (Montag). Allerdings stelle sich die Frage nach der Verhältnis- und Rechtmäßigkeit, "wenn insgesamt knapp 1000 Personen alleine aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgesetzt wurden", sagte Peter.

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Nach den zahlreichen Übergriffen auf Frauen in Köln im vergangenen Jahr wollte die Polizei in der Domstadt unbedingt verhindern, dass sich so etwas diesmal wiederholt. Nach ihrer eigenen Einschätzung gelang dies "durch konsequentes Einschreiten", wie Polizeipräsident Jürgen Mathies am Sonntag gesagt hatte.

In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es in Köln und anderen Städten massenhaft sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben. Die Verdächtigen und Verurteilten waren überwiegend Nordafrikaner. In diesem Jahr setzten Polizisten am Kölner Hauptbahnhof mehrere hundert verdächtige Männer fest, vornehmlich nordafrikanischer Herkunft.

Polizeipräsident Mathies hatte in diesem Zusammenhang gegen den Vorwurf des "racial profiling" verwahrt, womit ein gezieltes polizeiliches Vorgehen nach ethnischen Gesichtspunkten bezeichnet wird.

Ein Polizei-Tweet schlägt hohe Wellen im Netz

Grünen-Chefin Peter schloss sich zudem der Kritik an der Verwendung des Begriffs «Nafris» für Nordafrikaner an, wie ihn die Kölner Polizei auf Twitter am Silvesterabend benutzt hatte. "Völlig inakzeptabel ist der Gebrauch von herabwürdigenden Gruppenbezeichnungen wie "Nafris" für Nordafrikaner durch staatliche Organe wie die Polizei", sagte Peter.

Als Nafris hatte die Polizei Nordrhein-Westphalen die jungen Männer nordafrikanischer Herkunft in einem Tweet bezeichnet (übrigens auch in arabischer Sprache!):

Reaktionen folgten prompt: Jens Spahn von der CDU zeigte sich erleichtert, dass nicht mehr über sexuelle Übergriffe diskutiert wurde, sondern über eine Abkürzung.

Andere Nutzer folgten der Argumentation Peters und diskutierten über die Begriffswahl. Besonders scharfe Geschütze fuhr dabei der Satiriker Jan Böhmermann mit folgendem Post auf:

 

Am Sonntag hatte sich Polizeipräsident Mathies auch dazu geäußert. Seiner Einschätzung nach hätte der Begriff "Nafri" besser nicht nach außen verwendet werden sollen. Eine Häufung an Straftaten von Personen aus dem nordafrikanischen Raum lasse sich aber nicht bestreiten, und dafür müsse dann polizeiintern auch ein Begriff gefunden werden. Mathies betonte, dass die allermeisten in Deutschland lebenden Nordafrikaner natürlich keine Straftäter seien.

Viel Kritik, aber auch Unterstützung

Rückendeckung bekam die Kölner Polizei vom Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt. "Die Sicherheitskräfte in Köln haben hervorragende Arbeit geleistet und schwere Straftaten verhindert", sagte er der "Huffington Post". Auch den Vorwurf des "racial profiling" wies er zurück.

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