Putin fordert Gespräche zwischen Ukraine und Separatisten
Vor einem in Minsk geplanten Ukraine-Krisengipfel schildert Kremlchef Putin in einem Interview seine Sicht auf eine mögliche Lösung des Konflikts im Donbass. Seine Forderung nach einer Waffenruhe richtet sich ausdrücklich nur an die Regierung in Kiew.
Moskau/Kairo - Vor dem geplanten Ukraine-Krisengipfel in Minsk hat Kremlchef Wladimir Putin erneut direkte Verhandlungen zwischen der Regierung in Kiew und den Separatisten gefordert. "Es ist offensichtlich, dass die Krise solange andauert, bis die Ukrainer unter sich einig werden", sagte Putin in einem vom Kreml am Montag veröffentlichten Interview der ägyptischen Staatszeitung "Al-Ahram". Die ukrainische Regierung müsse auf ihre Bevölkerung hören sowie eine Einigung mit allen politischen Kräften und Regionen des Landes finden, betonte Putin.
Die wichtigste Voraussetzung für die Stabilisierung des Landes sei eine sofortige Feuerpause, betonte er. Putin forderte erneut ein Ende des Militäreinsatzes im Osten der Ukraine, der als "Strafaktion" gegen Andersdenkende in dem Land angesetzt sei. Eine ausdrückliche Aufforderung an die Aufständischen, das Feuer einzustellen, enthielt das Interview aber nicht. Putin äußerte sich vor einem für Montag und Dienstag geplanten Besuch in Ägypten.
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Zudem verlangte der russische Präsident ein Ende der ukrainischen Wirtschaftsblockade gegen die umkämpfte Donbass-Region. Dort herrscht eine humanitäre Katastrophe. Putin kritisierte, dass die Ukraine ungeachtet ihrer schweren wirtschaftlichen Probleme die Militarisierung des Landes massiv vorantreibe. Der Rüstungsetat der Ex-Sowjetrepublik solle allein in diesem Jahr auf mehr als drei Milliarden US-Dollar verdreifacht werden.
Dabei werde die marode Wirtschaft des Landes bereits jetzt durch internationale und russische Hilfen unterstützt. "Natürlich macht uns das große Sorgen. Wir hoffen, dass der gesunde Menschenverstand siegt", sagte Putin.
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Russland sieht sich nicht als Teil des blutigen Konflikts in der Ostukraine. Der Kremlchef warf dem Westen - allen voran den USA - vor, den Konflikt in der Ukraine verursacht zu haben. "Die ukrainische Krise ist nicht aus russischem Verschulden entstanden. Sie ist die Folge von Versuchen der USA und ihrer westlichen Verbündeten - die sich für die Sieger im Kalten Krieg halten -, überall ihren Willen durchzusetzen", sagte er.
Die von den USA und der EU unterstützte ukrainische Regierung wirft Russland Waffenlieferungen an die Separatisten vor. Russland weist dies zurück. Mehrere Versuche, den Konflikt diplomatisch zu lösen, waren zuletzt gescheitert. Ein Vierergipfel am Mittwoch in Minsk - unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Putin - soll eine Friedenslösung bringen.