Pflichtbewusster Maschinist der Macht
Mit Thomas de Maizière macht Merkel einen engen Vertrauten zu Guttenbergs Nachfolger.
BERLIN Hauptsache Schadensbegrenzung und Nummer sicher: Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach dem Guttenberg-Schock die Reihen möglichst schnell und für sie noch am verträglichsten geschlossen. Erstens: keine komplizierten Großumbauten im Kabinett so kurz vor wichtigen Wahlen. Zweitens: zwei Minister, mit denen sie definitiv gut kann. Schon heute sollen sie vereidigt werden, kündigte eine gefasste Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern an: „Thomas de Maiziere betreibt Politik auf der Grundlage fester Werte. Er wird das Vertrauen der Soldaten schnell gewinnen können.”
Vor allem Thomas de Maizière (57), bisher Innen- und neuer Verteidigungsminister, ist ein enger Vertrauter der Kanzlerin. Klaglos lässt er sich auf den Schleudersitz im Bendler-Block schicken. 1990 war er Berater seines Cousins Lothar de Maizière, dem letzten DDR-Ministerpräsidenten – und als solcher schlug er eine gewisse Bundeskanzlerin Angela Merkel als dessen Vize-Regierungssprecherin vor. „Aus der täglichen Begegnung ist tiefes Vertrauen gewachsen”, sagt er.
Nach mehreren Stationen in den neuen Ländern holte Merkel den Allrounder als Maschinisten der Macht nach Berlin: Als Kanzleramtsminister hielt er effizient „wie der Bordingenieur eines U-Bootes” – sagen Kollegen – die große Koalition am Laufen. Er verkörpert preußische Tugenden wie Pflicht und Anstand bis ins Mark. In Sachen Bildungsbürgertum kann der Spross einer alten Hugenotten-Familie mit seinem Amtsvorgänger locker mithalten: Guttenberg erzählt, er lese Plato am Strand – de Maizière geht am Feierabend in zeitgenössische Opern.
Als Kind nahmen ihn die Eltern (der Vater Generalinspekteur der Bundeswehr, die Mutter Künstlerin) gerne mit ins Theater: Zuvor musste sich der kleine Thomas mit einem Reclam-Führer vorbereiten, dann wurde er abgefragt, hinterher musste er eine Rezension schreiben. Eitelkeit ist ihm – soweit ersichtlich – aber fremd. Im Gegenteil, „das Gequatsche und Gegockel” auf der Berliner Bühne stört den pflichtbewussten Feingeist. Hände an die Hosennaht statt ausgebreitete Arme.
Als Innenminister war er einigen Unionspolitikern zu besonnen, zu unsheriffmäßig – da ist ihm sein Nachfolger Hans-Peter Friedrich nicht unähnlich.
- Themen:
- Bundeswehr
- Große Koalition