Peinliche Pannen bei der Abwrackprämie: Jetzt bricht das Chaos aus!

Wer einen Antrag auf Abwrackprämie stellen will, hat oft Pech: Die Internet-Seite, über die die Anträge laufen, ist kaputt. Und zu allem Übel geht dem Staat das Geld aus. Die Verwirrung unter den Kunden ist riesig: Gibt es noch Geld? Wenn ja: Wie viel? Warum gibt es bei der Abwicklung so viele Pannen? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
von  Abendzeitung
Er will die Abwrackprämie - hat aber Probleme sie zu beantragen: Hermann Bayer.
Er will die Abwrackprämie - hat aber Probleme sie zu beantragen: Hermann Bayer. © Daniel von Loeper

MÜNCHEN - Wer einen Antrag auf Abwrackprämie stellen will, hat oft Pech: Die Internet-Seite, über die die Anträge laufen, ist kaputt. Und zu allem Übel geht dem Staat das Geld aus. Die Verwirrung unter den Kunden ist riesig: Gibt es noch Geld? Wenn ja: Wie viel? Warum gibt es bei der Abwicklung so viele Pannen? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Hermann Bayer ist sauer: Den ganzen Montag verbrachte er vor dem Computer, um sich die Abwrackprämie zu sichern. Sein alter VW Vento, zwölf Jahre alt, soll weg, ein neuer Golf soll her. Ein Fall für die Abwrackprämie. Seit Montag kann man den Bonus nur noch übers Internet reservieren.

Doch die Internet-Seite des zuständigen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) war wegen des Riesen-Ansturms nicht erreichbar. Als Bayer dann doch auf die Seite kam und seine Daten eintippte, gab es das nächste Problem: „Ich konnte meine Daten nicht schicken“, sagt der technische Angestellte zur AZ. Den ganzen Tag probierte er es. Von halb neun Uhr morgens bis halb elf Uhr abends – ohne Erfolg. Erst am Dienstag hatte er Glück: Zweieinhalb Stunden dauerte der Sende-Vorgang. Eine Bestätigung, dass sein Antrag angekommen ist, hat er bis heute nicht bekommen. „Die Abwicklung ist viel zu kompliziert.“

Wie Bayer geht es vielen Münchnern: Die Mitarbeiter des Autohauses Kroymans konnten am Dienstag nur zwölf Anträge ihrer Kunden abschicken, weil das System so langsam ist. Auch gestern war die Internetseite ständig blockiert. Die Telefon-Hotline des Bafa ist völlig überlastet. Hinzu kommt: Der staatliche Fördertopf ist seit Dienstagabend leer. Für 600000 Anträge war die Prämie geplant, nun gibt es schon 941000. Zwar hat mittlerweile die Regierung beschlossen, den Topf aufzustocken – aber Details gibt es nicht. „Die Leute sind frustriert und verunsichert“, sagt Andreas Hölzel vom ADAC. „Was da im Moment abläuft, ist ein Unding.“ Die AZ klärt die wichtigsten Fragen.

Gibt es noch Geld fürs Abwracken?

Ja, sagt Regierungssprecher Thomas Steg: „Es gilt die Zusage, dass im Jahr 2009 die Umweltprämie gezahlt wird.“ Auch im Bundesfinanzministerium versichert man: Wer noch bis Ende des Jahres die Prämie beantragt, bekommt auch was. Steg: „Es gibt keinen Grund zur Panik, zur Hast oder zur Eile.“

Gibt es weiterhin 2500 Euro?

Auf AZ-Anfrage wollten sich weder das Finanzministerium, das Wirtschaftsministerium noch das Bafa dazu äußern. Andreas Hölzel vom ADAC sagt: „Wir gehen zwar davon aus, dass es die Prämie weiter in derselben Höhe wie zuvor geben wird. Hundertprozentig sicher kann man sich aber derzeit nicht sein.“

Soll man mit dem Antrag warten?

„Wir nehmen Anträge noch entgegen“, sagt Bafa-Sprecher Holger Beutel zur AZ. Wann die aber bearbeitet werden können, ist unklar. ADAC-Mann-Hölzel rät: Autofahrer, die bereits einen Neuwagen gekauft haben, sollen die Prämie auf jeden Fall beantragen. Wer noch keinen Kaufvertrag hat, sollte erstmal abwarten.

Wie funktioniert das System?

Wer die Prämie beantragen will, muss auf die Internetseite www.ump.bafa.de gehen. Dort muss man Namen und Daten zum alten und zum neuen Fahrzeug angeben und eine Kopie des Kauf- oder Leasingsvertrags oder der Bestellung eines Neufahrzeugs im pdf-Format beifügen. Diesen Schritt kann man schon machen, wenn das alte Auto noch nicht verschrottet ist. Das Bafa bestätigt den Eingang des Antrags per E-Mail und schickt später per Post einen Reservierungsbescheid. Dann hat der Auto-Käufer ein halbes Jahr Zeit, die notwendigen Dokumente nachzureichen. Erst, wenn alles beim Bafa ist, gibt es das Geld. Das Ganze kann also länger dauern.

Welche Dokumente braucht man?

Vor allem den Verschrottungsnachweis und die Zulassung für den neuen Wagen. Die Abwrackprämie gibt es nur für Autos, die mindestens neun Jahre alt sind und die mindestens ein Jahr in Besitz des Antragstellers waren.

Wie kam es zu den vielen Pannen?

Bafa-Sprecher Beutel spricht von einem „Bandbreitenproblem in einem Internetknotenpunkt“. Das Bafa muss die Anträge per Internet beantworten, weil es bei 400000 Anträgen allein 6000 Arbeitsstunden dauern würde, um entsprechende Antrags-Briefe zu öffnen. Die Behörde hatte nur sieben Tage Zeit, eine Homepage zu entwickeln – offenbar viel zu kurz.

Wie geht es weiter?

„Wir brauchen endlich eine klare Aussage, wie es mit der Prämie weitergeht“, fordert ADAC-Mann Hölzel. Regierungssprecher Steg sagt, das Kabinett werde sich „demnächst“ mit dem Thema beschäftigen. Dann muss der Bundestag die Sache noch absegnen.

Volker ter Haseborg, Andreas Jalsovec

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.