Pakistan: Wer wusste Bescheid?

Die Regierung Pakistans gerät von allen Seiten unter Druck. Nicht nur die Amerikaner fordern nach dem Tod Osama bin Ladens Antworten.
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Die Islamisten haben eine starke Basis in Pakistan: Mitglieder von Jamaat-ud-Dawa organisieren ein Beerdigungsgebet in Abwesenheit für Osama bin Laden.
dpa Die Islamisten haben eine starke Basis in Pakistan: Mitglieder von Jamaat-ud-Dawa organisieren ein Beerdigungsgebet in Abwesenheit für Osama bin Laden.

Die Regierung Pakistans gerät von allen Seiten unter Druck. Nicht nur die Amerikaner fordern nach dem Tod Osama bin Ladens Antworten.

Islamabad - Die pakistanische Regierung am Pranger – und im Dilemma: Von allen Seiten wachsen Zweifel und Druck, und von allen Seiten kommen Fragen, wer von was gewusst hat. Die afghanische Regierung erklärte gestern, natürlich habe Islamabad den Aufenthaltsort von Osama bin Laden gekannt. „Nicht nur Pakistan mit seinem starken Geheimdienst, jede schwache Regierung mit einem schwachen Geheimdienst hätte gewusst, wer an so einem Ort in diesem Haus lebt”, so Verteidigungsminister Mohammed Azimi.

Die Regierung in Pakistan von Ali Asif Zardari scheint noch nicht zu wissen, wie sie reagieren soll: Sie spürt den Druck der Straße, sie spürt den Druck des mächtigen Militärs und sie spürt den Druck aus Washington: Gibt sie einer Seite nach, erzürnt sie die anderen noch mehr. Gestern beklagte sie sich zum einen „mit tiefer Besorgnis” über die „unauthorisierte” US-Aktion auf dem eigenen Boden. Zum anderen erklärte sie, man habe ja mit den Amerikanern kooperiert und 2009 Informationen über das Anwesen in Abbottabad an das CIA geliefert. Beim CIA reagierte man „mit Befremden”: Der US-Dienst erklärte, man sei überhaupt erst im August 2010 auf das Anwesen gestoßen.

Das Außenministerium erklärte weiter, der Geheimdienst ISI habe das Haus „unter scharfer Beobachtung” gehabt und es einmal sogar durchsucht, aber man habe nichts gefunden und es dann gelassen. Das klingt so mau, dass selbst in Pakistan die Skepsis groß ist: „Dass es bin Laden möglich gewesen sein soll, sich ohne Mithilfe von unserer Seite zu verstecken, wird den Amerikanern schwer zu verkaufen sein”, schreibt die Zeitung „Daily Times”.

In der Tat. Die Amerikaner fordern Antworten, und Botschafter Hussain Haqqani, hat sie zugesichert „Es wird eine Untersuchung geben.” Für die Amerikaner ist nicht mehr die Frage, ob jemand in Pakistan Bescheid wusste, sondern nur noch: wer und an welcher Stelle des Staates? Ein CIA-Mann ist sicher: „Entscheidende Teile des Geheimdienstes ISI haben schon lange ihre Hand über bin Laden gehalten.” Es gebe ernstzunehmende Hinweise, dass El-Kaida Militär und ISI unterwandert habe. Die nächste Frage ist, wie viel Präsident Zardari von den möglichen Machenschaften der Apparate wusste. Also Versager oder Lügner, sagen US-Abgeordnete. Aufschluss auf die Fragen nach dem Netzwerk erhoffen sich die US-Agenten auch von den bei bin Laden sichergestellten Festplatten.

Dann aber stellt sich die Frage: Was tun mit Pakistan? Die Zeit für einen Bruch sei noch nicht da, sagt das Weiße Haus. Auch der Brite David Cameron mahnt, dies sei nicht weise. Experten sagen, so treibe man eine instabile Atommacht mit starken Islamisten in die Arme von Saudi-Arabien und China.

Immerhin zeigt Pakistan nun ersten Aufklärungswillen: Gestern wurde der Bauunternehmer von bin Ladens Anwesen festgenommen. 

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