Nur ein Schlupfloch

AZ-Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über Marktsonntage und Öffnungszeiten.
von  Georg Thanscheidt
Einkaufen auch am Sonntag: Die Kunden wünschen es sich
Einkaufen auch am Sonntag: Die Kunden wünschen es sich © dpa

Als Kunde finde ich es toll, dass einige Läden in Bayern manchmal auch sonntags öffnen. Ich beneide unsere Nachbarn in Baden-Württemberg und Hessen, dass sie werktags bis Mitternacht einkaufen können. Und ärgere mich, dass ich in München für die gleichen Einkäufe spätabends an der Tankstelle oder am Kiosk deutlich mehr bezahlen muss.

Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Niemand braucht den Sonntag, um sich auch noch am siebten Tag dem Konsumrausch hinzugeben. Aber gerade bei größeren Anschaffungen genieße ich es, in Ruhe auszuwählen. Dafür fehlt unter der Woche die Zeit, die Läden machen ja, siehe oben, schon um acht Uhr zu. Der Sonntag soll laut Bundesverfassungsgericht der „seelischen Erhebung“ dienen – eine Formulierung aus der Reichsverfassung von 1919. Damit untersagten die Richter jedoch nur die Ladenöffnung an Adventssonntagen – Einkaufen an vielen anderen Sonntagen ist theoretisch erlaubt, in Bayern aber praktisch verboten. Einziges Schlupfloch sind die Marktsonntage. Statt jetzt die Reduzierung dieser Tage zu fordern, sollte man besser eine generelle, kundenfreundlichere Neuregelung diskutieren.

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