Mitgründer "Hasi" rät den Grünen: "Hört auf, Katastrophen zu beschwören!"

Wolf-Dieter Hasenclever hielt am 12. Januar 1980 auf dem Gründungsparteitag der Grünen in Karlsruhe die Eröffnungsrede. Der damalige Kopf der Südwest-Grünen hatte sich von dem Rauschebart-Treffen Rückenwind für die Wahlen im "Ländle" erhofft - vergeblich. Im AZ-Interview zieht der Pädagoge, den die Grünen "Hasi" nannten und der heute FDP-Mitglied ist, zum 30. Geburtstag seiner Ex-Partei Bilanz und rät ihr, künftig Mut statt Angst zu predigen.
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Der studierte Pädagoge Hasenclever (64) ist mittlerweile Mitglied der FDP und Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Lehrerbildung.
dpa Der studierte Pädagoge Hasenclever (64) ist mittlerweile Mitglied der FDP und Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Lehrerbildung.

Wolf-Dieter Hasenclever hielt am 12. Januar 1980 auf dem Gründungsparteitag der Grünen in Karlsruhe die Eröffnungsrede. Der damalige Kopf der Südwest-Grünen hatte sich von dem Rauschebart-Treffen Rückenwind für die Wahlen im "Ländle" erhofft - vergeblich. Im AZ-Interview zieht der Pädagoge, den die Grünen "Hasi" nannten und der heute FDP-Mitglied ist, zum 30. Geburtstag seiner Ex-Partei Bilanz und rät ihr, künftig Mut statt Angst zu predigen.

AZ: Herr Hasenclever, vor genau 30 Jahren haben Sie die Eröffnungsrede gehalten auf dem Gründungsparteitag der Grünen. Wie kam’s dazu?

WOLF-DIETER HASENCLEVER: Ich hatte als designierter baden-württembergischer Fraktionschef den Bundesparteitag damals bewusst nach Karlsruhe geholt, weil ich mir davon Rückenwind für die Landtagswahl erhofft hatte. Das ging gründlich in die Hosen: Die Umfragewerte waren vorher bei über sieben Prozent, danach unter fünf. Grund war natürlich, dass der Parteitag ein verheerendes Medienecho hatte. Nicht ganz zu Unrecht: Es ging in der Tat chaotisch zu.

Sie haben es trotzdem recht lange bei den Grünen ausgehalten. Erst 2001 sind Sie aus der Partei ausgetreten. Heute sind Sie Mitglied der FDP.

Meine aktive Zeit bei den Grünen war sehr spannend, wenngleich auch nicht immer schön. Oft genug war ich ziemlich am Ende meiner Nervenkraft: Ich erinnere mich an einen Parteitag, auf dem ich niedergeschlagen wurde und einen Schlüssel durchs Gesicht gezogen bekam, weil ich mit meiner Rede verhindert hatte, dass die generelle Freigabe der Abtreibung ins Programm aufgenommen wurde.

Wie beurteilen Sie das als mittlerweile Außenstehender: Haben die Grünen das Land positiv verändert?

Natürlich: Die Grünen haben den Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit entscheidend ins Spiel gebracht. Heute machen alle Parteien Umweltpolitik. Ansatzweise haben Sie auch versucht, eine neue demokratische Kultur in der Politik zu verankern. Zum Beispiel, indem Grüne schon immer ihre Basis ernst genommen haben. Mittlerweile sind auch die Mitglieder anderer Parteien selbstbewusster gegenüber ihren Vorständen geworden.

Und was nervt Sie richtig an der Familie Grün?

Gefehlt hat mir bei den Grünen zunehmend der kreative Ansatz – also die Zukunft positiv zu sehen, den Menschen Mut zu machen statt Angst.

Was wünschen Sie Ihrer Ex-Partei zum 30. Geburtstag, Herr Hasenclever?

Hört auf, Katastrophen zu beschwören! Geht positiv mit neuen Technologien um! Und versucht, dem Gedanken der Freiheit größeren Raum zu geben als bisher! Eine Öko-Diktatur von Gutmenschen kann für eine Gesellschaft verdammt lähmend wirken.

Interview: Markus Jox

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