Merkel besucht Obama: Werden die beiden endlich miteinander warm?
BERLIN/WASHINGTON - Man kennt sich, sieht sich, umarmt sich sogar - und doch scheinen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Barack Obama seltsam fremd zu sein. Das soll sich jetzt ändern. Wenn die deutsche Kanzlerin am Donnerstag zum US-Präsidenten aufbricht, dann wird daraus auch eine beiderseitige Charme-Offensive.
Obama will bei dem 40-stündigen Besuch alle Register ziehen. Er bittet Bundeskanzlerin Angela Merkel demonstrativ in den Rosengarten des Weißen Hauses zur gemeinsamen Pressekonferenz. Diese Ehre verteilen die Amerikaner sehr sparsam: Obama ließ bislang überhaupt erst einen Kollegen in den Rosengarten: Südkoreas Staatschef Lee Myung Bak.
Den US-Präsidenten nerven die nicht enden wollenden Berichte über das angeblich so kühle Verhältnis zwischen ihm und Merkel schon länger: Als sich beide zuletzt in Dresden sahen, rief Obama den Reportern zu: „Hört auf mit solchen Spekulationen. Es gibt auch genug Probleme, ohne dass man welche erfindet.“
Auch Merkel tut im Vorfeld des Besuchs das ihrige. Die Kanzlerin setzt demonstrativ auf Persönliches: Neuerdings erzählt sie, sie habe in der Biographie des Präsidenten mit Interesse gelesen, dass Obamas Schwester Auma Obama in Heidelberg studiert habe. Gestern machte zudem Hessens CDU-Ministerpräsident Roland Koch nochmal vorab gut Wetter: Was über das schwierige Verhältnis beider gesagt werde, stimme nicht, sagte Koch. Die beiden hätten sich ja häufig gesehen, begründete Koch seine Ansicht.
Allerdings hieß es in Merkels Umfeld auch, man wolle sich nicht auf einen „Sympathiewettlauf“ beim Präsidentenbesuch einlassen.
Die Affäre ums Brandenburger Tor
Über das angespannte Verhältnis der beiden wird spekuliert, seitdem Merkel dem damaligen Wahlkämpfer Obama einen Auftritt am Brandenburg Tor in Berlin verwehrte. Auch nach der Wahl kamen sie sich politisch in die Quere, etwa mit unterschiedlichen Auffassungen zur Bewältigung der Finanzkrise. Bemerkenswert ist auch, dass Merkel relativ spät nach Washington fährt – Italiens Berlusconi und Englands Brown waren längst da.
Politischen Zündstoff gibt es beim aktuellen Treffen auch: Deutschland sieht die Entwicklung im Iran deutlich skeptischer als die USA. Druck bekommt Merkel im Vorfeld auch vom Koalitionspartner: Die SPD verlangte ein klares Signal von ihr zur Aufnahme von Häftlingen aus Guantánamo. Außerdem müsse sie Obamas Vision einer atomwaffenfreien Welt tatkräftiger unterstützen.
mue