Russland attackiert Kiew mit Drohnen und Raketen - Verletzte

Erneut bringt ein heftiger Angriff die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt um den Schlaf. Es gibt Verletzte. Nach dem angekündigten Waffenlieferstopp der USA hofft Selenskyj auf Hilfe aus Europa.
dpa |
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Nach dem russischen Angriff gab es mehrere Brände.
Nach dem russischen Angriff gab es mehrere Brände. © Uncredited/Ukrainian Emergency Service/AP/dpa
Kiew

Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew mit Dutzenden Kampfdrohnen angegriffen. Bei dem Angriff wurden mindestens 14 Menschen verletzt, teilten Bürgermeister Vitali Klitschko und die Militärverwaltung bei Telegram mit. 

"Nach vorläufigen Informationen haben wir mehrere Brände im Stadtbezirk Solomjanka", schrieb Militärverwaltungschef Tymur Tkatschenko bei Telegram. Es handele sich bei allen Bränden um Wohnhäuser. Auch in anderen Stadtteilen seien durch Drohnen verursachte Schäden festgestellt worden. Flugabwehrfeuer war stundenlang im Stadtgebiet zu hören. 

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge setzte das russische Militär auch mindestens eine Hyperschallrakete Kinschal (Dolch) ein. In mehreren Wellen wurden zudem ballistische Raketen und Marschflugkörper auf Ziele in Kiew und im Umland abgefeuert. Laut unbestätigten Angaben war ein Hauptziel der Militärflugplatz Wassylkiw südlich der Dreimillionenstadt.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg und drängt seine westlichen Verbündeten immer wieder zu einer Stärkung der Flugabwehr.

Vor dem Hintergrund eines Teilstopps US-amerikanischer Waffenlieferungen forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterdessen die EU zur Stärkung ihrer eigenen Rüstungsindustrie auf. "Wir müssen Europas eigene Verteidigungsindustrie aufbauen, damit Russland uns in keinem Bereich überlegen sein kann", sagte der Staatschef bei einem Besuch im dänischen Aarhus. Selenskyj setzt nach eigenen Angaben trotz des vorläufigen Lieferstopps weiter auf die Unterstützung der USA und sucht das Gespräch mit US-Präsident Donald Trump

Opfer in Ukraine und Russland

Im ostukrainischen Gebiet Donezk waren zuvor am Donnerstag mindestens fünf Menschen durch russische Angriffe getötet worden. Weitere zwölf wurden verletzt, teilte der Militärgouverneur des Gebiets, Wadym Filaschkin, bei Telegram mit. Zwei Männer seien dabei in der frontnahen Stadt Pokrowsk getötet worden, drei weitere in den Dörfern Bilyzke und Illiniwka. 

Ebenfalls im Osten der Ukraine wurde im Gebiet Charkiw ein Ehepaar bei einem Drohnenangriff verletzt. Der 56 Jahre alte Mann und seine 51 Jahre alte Frau seien mit dem Auto im Bezirk Kupjansk unterwegs gewesen, als eine Drohne ihr Fahrzeug traf, berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf die regionale Staatsanwaltschaft.

Im südrussischen Gebiet Rostow wurde unterdessen eine Seniorin bei einem ukrainischen Drohnenangriff getötet. Der Luftangriff sei zwar abgewehrt worden, es sei aber ein Mehrfamilienhaus im Dorf Dolotinka beschädigt worden, teilte Gouverneur Juri Sljusar bei Telegram mit. Die Frau sei von einer eingestürzten Bodenplatte getötet worden. Die Angaben beider Seiten ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Selenskyj: Waffen und Russland-Sanktionen entscheidend

Waffenlieferungen für die Ukraine sowie neue scharfe Sanktionen gegen Russland seien entscheidend für die Sicherheit Europas, sagte Selenskyj bei einem Abendessen anlässlich der Übernahme des EU-Ratsvorsitzes durch Dänemark in Aarhus. Die Sanktionen seien so zu gestalten, dass Moskau nichts mehr erhalte, was für die Waffenherstellung verwendet werden kann. 

Trotz beispielloser Sanktionen setzt Russland seinen Krieg gegen das Nachbarland mit unveränderter Härte fort und kontrolliert einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim fast ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. Mit einem möglichen Rückzug der USA aus der Unterstützung der Ukraine droht Kiew der Hauptwaffenlieferant verloren zu gehen.

US-Medien hatten in der Nacht zum Mittwoch von einem amerikanischen Lieferstopp bestimmter Raketen und Munition an die Ukraine berichtet - obwohl diese schon zugesagt waren. Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte daraufhin mit, dass es offiziell nicht über eine "Einstellung oder Revision der Lieferpläne für die vereinbarte Militärhilfe" informiert worden sei. Man habe ein Telefongespräch mit den US-Kollegen für eine zusätzliche Klärung der Details angefragt.

Dänemark: Europa muss US-Lücken bei Ukraine-Hilfen füllen

Ein möglicher US-Waffenlieferstopp muss aus auch Sicht des neuen EU-Ratsvorsitzenden Dänemark von den europäischen Staaten aufgefangen werden. Natürlich wäre es ein großer Rückschlag für die Ukraine, Europa und die Nato, wenn die USA sich dazu entschieden, der Ukraine nicht das zu liefern, was sie brauche, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf einer Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Aarhus. Man werde sich die in Washington getätigten Entscheidungen anschauen, und wenn daraus Lücken entstünden, dann müssten diese gefüllt werden, sagte Frederiksen. "Wir als Europäer müssen liefern, was auf dem Schlachtfeld benötigt wird." 

Selenskyj sucht das Gespräch mit Trump

Der ukrainische Staatschef setzt darauf, zeitnah mit US-Präsident Trump über den Waffenlieferstopp für sein Land sprechen zu können. Er hoffe, vielleicht schon am Freitag oder in den kommenden Tagen mit Trump über die US-Unterstützung reden zu können, sagte Selenskyj in Aarhus. "Zunächst einmal: Wir setzen auf die Fortsetzung der amerikanischen Unterstützung", betonte er. Manches könnten die europäischen Staaten nicht liefern, etwa Raketen für die so wichtigen Patriot-Flugabwehrsysteme.

Putin fordert Diplomatie und beharrt auf seinen Forderungen

Trump sprach unterdessen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs. Nach Angaben aus dem Kreml forderte Putin bei dem Telefonat grundsätzlich eine diplomatische Lösung von Konflikten. "Er hat die Bereitschaft der russischen Seite zur Fortsetzung des Verhandlungsprozesses (mit der Ukraine) erklärt", teilte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow nach Abschluss des knapp einstündigen Gesprächs mit. Moskau werde dabei aber nicht von seinen Zielen zur Beseitigung der Ursache des Konflikts abrücken.

Russland hatte den Krieg gegen die Ukraine mit der Begründung begonnen, dass ein Nato-Beitritt der Ukraine die eigene nationale Sicherheit gefährde und dass Moskau die russischsprachige Minderheit im Nachbarland schützen müsse. Zudem stellt Russland inzwischen Ansprüche auf mehrere Gebiete in der Ost- und Südukraine.

US-Präsident Trump äußerte sich auf Nachfrage von Journalisten nur vage zu dem Telefonat mit Putin. Man habe unter anderem über den Iran und den Krieg in der Ukraine gesprochen. Er sei "nicht glücklich", sagte Trump. Es habe keinen Fortschritt gegeben.

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