Lage der Flüchtlinge in Mali dramatisch
Berlin - Das sagte der für Programme zuständige Vorstand der Hilfsorganisation, Mathias Mogge, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. "Die Menschen sind am Hungern". Dies betreffe nicht nur den von radikalen Islamisten beherrschten Norden, sondern das gesamte westafrikanische Land. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) reist an diesem Montag in die Region. Er besucht neben Sierra Leone auch Burkina Faso, ein Nachbarland Malis.
Kurz nach einem Putsch am 22. März hatten islamische Rebellen und Tuareg-Kämpfer die nördlichen Gebiete Malis erobert. In dieser Region herrschen seither Islamisten mit Verbindungen zur Terrororganisation Al-Kaida im Islamischen Maghreb. Sie wollen einen eigenen Staat auf Grundlage der islamischen Rechtsprechung Scharia einführen. Es gibt Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen. In Timbuktu zerstörten die Islamisten historische Heiligtümer. Die Kulturdenkmäler der Stadt gehören zum Weltkulturerbe der Unesco.
Mogge geht von 270 000 Maliern aus, die in die Nachbarländer geflüchtet sind. Die Zahl der Binnen-Vertriebenen werde auf 175 000 geschätzt. Wie 2011 werde wieder eine schlechte Ernte erwartet. "Was im Moment notwendig ist, ist die akute Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln, aber auch mit Geld." Sie müssten neben Nahrungsmitteln Saatgut, Dünger und Geräte kaufen.
Mogge, der Niebel nach Afrika begleitet, forderte die Bundesregierung auf, ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Mali trotz der Krise nicht aufzukündigen. "Es ist ganz, ganz wichtig, Mali in dieser schwierigen Situation weiter zu unterstützen." Deutschland gehöre zu den wichtigsten Partnern des Landes und habe einen besonderen Einfluss, nachdem es die frühere französische Kolonie nach deren Unabhängigkeit als erstes Land anerkannt habe.
Sierra Leone, der ersten Station Niebels, bescheinigte Mogge, es sei nach dem Ende des Bürgerkriegs 2002 trotz der großen Armut der Bevölkerung "auf einem wirklichen Erfolgspfad". Es gebe Investoreninteresse etwa im Bergbau oder bei landwirtschaftlichen Großprojekten. Wichtig sei, dass gerade für die arme Bevölkerung Arbeitsplätze geschaffen und die Menschen an der Planung beteiligt würden. "Und darauf sollte der Minister durchaus auch drängen."
Die Welthungerhilfe untersuche derzeit, unter welchen Bedingungen große Ländereien an internationale Konzerne verpachtet werden, um etwa Ölpalmen-Plantagen aufzubauen. "Diese Vergabe von großen Landrechten erfolgt eben nicht immer unter fairen Bedingungen. Die Bevölkerung wird da häufig über den Tisch gezogen", sagte Mogge.
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