Krawall unter Nachbarn: USA und Mexiko zerstritten

Wie schon im Wahlkampf prügelt der neue US-Präsident auf die Nachbarn ein. Während die Mexikaner in Washington die Beziehungen ausloten wollen, stellt Trump sie vor vollendete Tatsachen. Präsident Pena Nieto zieht die Reißleine, um sein Gesicht zu wahren.
Von Denis Düttmann, dpa |
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Daumen rauf: Trump ist davon überzeugt, dass er sich das Geld für den Mauerbau von Mexiko zurückholen kann.
dpa Daumen rauf: Trump ist davon überzeugt, dass er sich das Geld für den Mauerbau von Mexiko zurückholen kann.

Wie schon im Wahlkampf prügelt der neue US-Präsident auf die Nachbarn ein. Während die Mexikaner in Washington die Beziehungen ausloten wollen, stellt Trump sie vor vollendete Tatsachen. Präsident Peña Nieto zieht die Reißleine, um sein Gesicht zu wahren.

Mexiko-Stadt/Washington - Donald Trump hat den mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto zum Äußersten getrieben. Nach einer Reihe von Provokationen aus Washington blieb dem Staatschef gar nichts anderes mehr übrig, als das für kommende Woche angesetzte Treffen mit dem US-Präsidenten abzusagen. Alles andere wäre eine Demütigung gewesen.

Trump hatte Peña Nieto via Twitter die Pistole auf die Brust gesetzt. "Wenn Mexiko nicht für die dringend benötigte Mauer zahlen will, dann wäre es besser, das Treffen abzusagen", schrieb der US-Präsident. Wohlwissend, dass der mexikanische Präsident wieder und wieder erklärt hatte, nicht für die Mauer zu zahlen.

Ein Schlag ins Gesicht der Nachbarn

Die Antwort der Mexikaner ließ nicht lange auf sich warten. "Der Präsident der Republik hat das Weiße Hause heute informiert, dass er nicht an dem für nächsten Dienstag geplanten Arbeitstreffen mit dem US-Präsidenten teilnehmen wird", teilte das Präsidialamt am Donnerstag mit. Damit kann Peña Nieto sein Gesicht wahren.

Die Serie der Nadelstiche begann schon am Tag zuvor. Während Mexikos Außenminister Luis Videgaray und Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo in Washington mit einer hochrangigen US-Delegation über die Zukunft der Beziehungen beider Länder beraten, macht Präsident Donald Trump per Dekret den Weg zum Bau der umstrittenen Grenzmauer frei. Die Mexikaner setzen noch auf einen offenen Dialog, da schafft Trump schon Fakten. Ein Schlag ins Gesicht der Nachbarn.

Seine Anhänger dürften von der nassforschen Art des US-Präsidenten begeistert sein, Mexiko hat er erneut damit brüskiert. Er trieb Peña Nieto dermaßen in die Ecke, dass er den Besuch absagen musste. In Mexiko stand er ohnehin schon unter Druck, viele werfen ihm Duckmäusertum gegenüber den USA vor. Er ist so unbeliebt wie noch nie, nur noch zwölf Prozent der Mexikaner bescheinigen ihm eine gute Regierungsführung.

Lesen Sie auch: Milliarden-Kosten - So will Trump seine Mauer finanzieren

Mexikos Opposition wittert ihre Chance

Auch wenn Fundamentalopposition zu nichts führen dürfte, wittern in Mexiko die Populisten bereits Morgenluft. Der linksnationalistische Politiker Andrés Manuel López Obrador liegt in den Umfragen derzeit vorne. Er tritt für einen harten Konfrontationskurs mit den USA ein. In eineinhalb Jahren wird in Mexiko gewählt.

Die beiden Nachbarn pflegen ohnehin schon ein ambivalentes Verhältnis. Es ist geprägt von gegenseitiger Abhängigkeit, Minderwertigkeitskomplexen in Mexiko, gelegentlicher Überheblichkeit in den USA. Im polternden Trump zeigt sich für viele Mexikaner einmal mehr die hässliche Fratze des arroganten Gringo.

Schon früh hatte sich Trump auf das Nachbarland eingeschossen. "Mexiko ist nicht unser Freund", sagte er im Wahlkampf. Als Vergewaltiger und Drogenhändler diffamierte er die Nachbarn im Süden. Peña Nieto streckte zunächst die Hand aus und lud ihn nach Mexiko ein. Der Schuss ging ordentlich nach hinten los: Nach den Gesprächen im Präsidentenpalast schwadronierte Trump vor der versammelten Hauptstadtpresse wieder von seiner Mauer. Peña Nieto stand neben ihm und schaute gequält drein. Für die Einladung musste er in Mexiko reichlich Prügel einstrecken.

Früher oder später muss Mexiko mit den USA verhandeln

Die Absage des Treffens im Weißen Haus ist kurzfristig vielleicht ein starkes Signal, früher oder später wird sich Peña Nieto mit dem neuen Chef im Weißen Haus allerdings auseinandersetzen müssen. Die Tür ganz zuschlagen, kann er nicht - dafür sind die USA für Mexiko viel zu wichtig.

Die ungleichen Partner werden sich zusammenraufen müssen. Auf dem Spiel steht eine enge Zusammenarbeit bei den Ermittlungen gegen der organisierten Kriminalität, eine weitreichende Kooperation beim Kampf gegen illegale Einwanderung und ein jährliches Handelsvolumen von über 500 Milliarden US-Dollar.

"Wir suchen nach einem Termin in der Zukunft", sagte der Pressesprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer. "Wir halten die Kommunikationskanäle offen." Auch Peña Nieto schob nach seiner Absage sofort ein Gesprächsangebot hinterher: "Mexiko bekräftigt seine Bereitschaft, mit den Vereinigten Staaten zusammenzuarbeiten, um Verträge zum Wohle beider Nationen zu schließen."

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