Kinderehen sind Kindesmissbrauch
Ist es richtig, dass Justizminister Heiko Maas die Themen Polygamie und Kinderehen anschneidet? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, welcher der beiden Denkschulen, die derzeit miteinander ringen, man angehört.
Die einen kritisieren, dass der SPD-Mann der AfD hinterherlaufe; die anderen freuen sich, dass er ihnen ein Thema klaut. Die einen weisen darauf hin, dass es sich um ein zahlenmäßig geringes Problem handele, das unnötig aufgebauscht werde; die anderen entgegnen, dass jeder Fall einer zu viel sei. Die einen glauben, dass die Debatte Wasser auf die Mühlen der Rechten leite; die anderen hoffen, dass sie ihnen selbiges abgräbt.
An dieser Grundsatzfrage, die sich nicht nur in diesem Fall stellt, scheiden sich Millionen Geister in Deutschland. Und weder sind die einen „linksgrünversiffte Gutmenschen“ noch die anderen „alles Nazis“.
Über den Sachverhalt an sich kann es dagegen kaum zwei Meinungen geben: Kinderehen sind Kindesmissbrauch. Die Vermählung eines Erwachsenen mit einer Elfjährigen ist keine kulturelle Eigenart, die es zu respektieren gilt, sondern der perverse Auswuchs einer frauenverachtenden Kultur.
Mädchen, die im Kindesalter heiraten, müssen sehr oft ihre Schule und Ausbildung abbrechen, sind sozial isoliert. Sie werden sehr oft schwanger, bevor der Körper ausgereift ist, was ihrer Gesundheit schadet. Sie sind schon alleine aufgrund des enormen Altersunterschieds in finanzieller und psychischer Abhängigkeit von ihrem Ehemann und in vielen Fällen häuslicher Gewalt ausgesetzt. Kein aufgeklärter Staat kann dies tolerieren.
Das gilt auch für die Vielehe. Zweit-, Dritt- und Viertfrauen leben fast immer in einem problematischen Abhängigkeitsverhältnis von ihrem Mann, der sie von Bildung, Beruf und Gesellschaft fernhält.
Die meisten dieser Männer sind zudem nicht in der Lage, mehrere Frauen gleichzeitig und ausreichend zu versorgen – der Staat muss einspringen.
Das geht nicht. Richtig, dass die Justizminister darüber sprechen.
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