Kabinett Seehofer: Wer wird Minister?

Wahlsieger Seehofer entscheidet, wer zu seinem Team gehört. Die Interessenten auf einen Ministerposten hat er schon gegeneinander antreten lassen. Die AZ skizziert die Optionen.
Angela Böhm |
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Der große Kabinettstisch in der Staatskanzlei: Jetzt werden einige Plätze neu besetzt. Seehofer will nur Sieger und Superminister um sich scharen.
dpa/Montage AZ 19 Der große Kabinettstisch in der Staatskanzlei: Jetzt werden einige Plätze neu besetzt. Seehofer will nur Sieger und Superminister um sich scharen.
Die Erwartungen an Horst, den Absoluten, sind in der Fraktion hoch. Die Spannung, mit wem er seine „Super-Ministerien“ besetzen wird, auch. Bei der Wahl hat Seehofer seine Regierungsmitglieder gegeneinander in ein „Rattenrennen“ geschickt. Nur „Stimmenkönige“ sollen bei ihm eine Chance bekommen. „Priorität Nummer eins“ sei für ihn die Zustimmung der Bevölkerung.
Picture-Alliance | dpa | Foto: Peter Kneffel 19 Die Erwartungen an Horst, den Absoluten, sind in der Fraktion hoch. Die Spannung, mit wem er seine „Super-Ministerien“ besetzen wird, auch. Bei der Wahl hat Seehofer seine Regierungsmitglieder gegeneinander in ein „Rattenrennen“ geschickt. Nur „Stimmenkönige“ sollen bei ihm eine Chance bekommen. „Priorität Nummer eins“ sei für ihn die Zustimmung der Bevölkerung.
Keine Vorentscheidung im Duell um Seehofers-Nachfolge: Gemeinsam im Kabinett sind Ilse Aigner und Markus Söder wieder auf Augenhöhe.
dpa | Foto: Michael Kappeller 19 Keine Vorentscheidung im Duell um Seehofers-Nachfolge: Gemeinsam im Kabinett sind Ilse Aigner und Markus Söder wieder auf Augenhöhe.
Der Finanzminister rackerte sich im rotregierten Nürnberg ab. Im Westen der Frankenmetropole, wo er seine Wähler sogar auf Russisch ansprechen musste. Er trotzt dem Abwärtstrend der Nürnberger CSU, legt bei seinem Direktmandat auf 43,2 Prozent zu (plus 2,9 Prozent) und holt damit mehr Erststimmen als seine Partei Zweitstimmen.
dpa | Foto: Michael Kappeler 19 Der Finanzminister rackerte sich im rotregierten Nürnberg ab. Im Westen der Frankenmetropole, wo er seine Wähler sogar auf Russisch ansprechen musste. Er trotzt dem Abwärtstrend der Nürnberger CSU, legt bei seinem Direktmandat auf 43,2 Prozent zu (plus 2,9 Prozent) und holt damit mehr Erststimmen als seine Partei Zweitstimmen.
Im schönen Miesbach, nahe des Tegernsees, hat’s Ilse Aigner einfacher gehabt. 56 Prozent holt sie in ihrem Stimmkreis, ein Plus von 13,8 Prozent. Aber: Rund 200 Wähler haben zwar der CSU ihre Zweitstimme gegeben, aber Aigner das Kreuz verweigert.
dpa | Foto: Michael Kappeller 19 Im schönen Miesbach, nahe des Tegernsees, hat’s Ilse Aigner einfacher gehabt. 56 Prozent holt sie in ihrem Stimmkreis, ein Plus von 13,8 Prozent. Aber: Rund 200 Wähler haben zwar der CSU ihre Zweitstimme gegeben, aber Aigner das Kreuz verweigert.
Das Resultat: Söder bleibt Finanzminister. Einen Wechsel an die Fraktionsspitze wird Seehofer nicht zulassen. An dieser Position wäre ihm der Franke viel zu gefährlich. An der Spitze der Abgeordneten sähe Seehofer gerne seinen „Liebling“ Ilse. Die stünde ihm treu zu Diensten. Entschieden aber ist das noch nicht. Seehofer könnte geschickt alle beide ins Kabinett holen, um sie unter Kontrolle zu haben. Als Wirtschaftsministerin wäre Aigner mit Söder auf Augenhöhe.
dpa | Foto: Michael Kappeler 19 Das Resultat: Söder bleibt Finanzminister. Einen Wechsel an die Fraktionsspitze wird Seehofer nicht zulassen. An dieser Position wäre ihm der Franke viel zu gefährlich. An der Spitze der Abgeordneten sähe Seehofer gerne seinen „Liebling“ Ilse. Die stünde ihm treu zu Diensten. Entschieden aber ist das noch nicht. Seehofer könnte geschickt alle beide ins Kabinett holen, um sie unter Kontrolle zu haben. Als Wirtschaftsministerin wäre Aigner mit Söder auf Augenhöhe.
Für die Spitze der Fraktion ist auch eine „weiche Lösung“ im Gespräch. Die könnte aus dem zweiten Duo hervorgehen, das Seehofer ins Rennen geschickt hat. Hier waren zwei Schwaben gegeneinander angetreten: Staatskanzleichef Thomas Kreuzer (54) gegen Justizministerin Beate Merk (56).
dpa | Foto: Andreas Gebert, Peter Kneffel 19 Für die Spitze der Fraktion ist auch eine „weiche Lösung“ im Gespräch. Die könnte aus dem zweiten Duo hervorgehen, das Seehofer ins Rennen geschickt hat. Hier waren zwei Schwaben gegeneinander angetreten: Staatskanzleichef Thomas Kreuzer (54) gegen Justizministerin Beate Merk (56).
Auf die Mollath-Ministerin ist König Horst schlecht zu sprechen. Sie muss um ihren Job zittern. Auch wenn Kreuzer sie im „Rattenrennen“ nicht geschnupft hat. Trotz der Affäre um Deutschlands berühmtesten Psychiatrie-Insassen schmierte sie nicht ab und gewann ihren Stimmkreis mit 47,3 Prozent.
dpa | Foto: Peter Kneffel 19 Auf die Mollath-Ministerin ist König Horst schlecht zu sprechen. Sie muss um ihren Job zittern. Auch wenn Kreuzer sie im „Rattenrennen“ nicht geschnupft hat. Trotz der Affäre um Deutschlands berühmtesten Psychiatrie-Insassen schmierte sie nicht ab und gewann ihren Stimmkreis mit 47,3 Prozent.
Nach der dritten Maß Bier auf der Kemptener Festwoche hat sich Kreuzer nach Aussagen von Parteifreunden geoutet: Er habe von Seehofer den Auftrag, Merk abzuhängen.  Kreuzer siegte in seinem mit 46,4 Prozent. Dennoch ist er Seehofers Mann für alle Fälle. Der frühere Staatsanwalt und Richter könnte sofort das Justizministerium übernehmen. Kreuzer ist aber auch die „weiche Lösung“ für die Spitze der Fraktion, die er als Vize viele Jahre geführt hat.

Kreuzer ist aber auch die „weiche Lösung“ für die Spitze der Fraktion, die er als Vize viele Jahre geführt hat. Für Merk wäre damit aber die Gefahr nicht gebannt.
dpa | Foto: Andreas Gebert 19 Nach der dritten Maß Bier auf der Kemptener Festwoche hat sich Kreuzer nach Aussagen von Parteifreunden geoutet: Er habe von Seehofer den Auftrag, Merk abzuhängen. Kreuzer siegte in seinem mit 46,4 Prozent. Dennoch ist er Seehofers Mann für alle Fälle. Der frühere Staatsanwalt und Richter könnte sofort das Justizministerium übernehmen. Kreuzer ist aber auch die „weiche Lösung“ für die Spitze der Fraktion, die er als Vize viele Jahre geführt hat. Kreuzer ist aber auch die „weiche Lösung“ für die Spitze der Fraktion, die er als Vize viele Jahre geführt hat. Für Merk wäre damit aber die Gefahr nicht gebannt.
Auch Florian Herrmann hat sich warm gelaufen fürs Justizministerium: Der Chef des Mollath-Untersuchungsausschusses legte 10 Prozent zu und holte 41,7 Prozent in Freising, wo die Gegner der dritten Startbahn ihm das Leben schwer machen.
ho 19 Auch Florian Herrmann hat sich warm gelaufen fürs Justizministerium: Der Chef des Mollath-Untersuchungsausschusses legte 10 Prozent zu und holte 41,7 Prozent in Freising, wo die Gegner der dritten Startbahn ihm das Leben schwer machen.
Aber auch Schwaben-Chef Markus Ferber (48) drängt ins Kabinett. Der Chef der CSU-EU-Abgeordneten liebäugelt mit dem Wirtschaftsministerium. Auch er hat etwas vorzuweisen. Obwohl die dreistesten Fälle der Verwandten-Affäre Schwaben betrafen, legte seine CSU noch zu und übertrifft mit 49,4 Prozent die Oberbayern (47,1 Prozent), deren Chefin Ilse Aigner ist.
dpa | Foto: Andreas Gebert 19 Aber auch Schwaben-Chef Markus Ferber (48) drängt ins Kabinett. Der Chef der CSU-EU-Abgeordneten liebäugelt mit dem Wirtschaftsministerium. Auch er hat etwas vorzuweisen. Obwohl die dreistesten Fälle der Verwandten-Affäre Schwaben betrafen, legte seine CSU noch zu und übertrifft mit 49,4 Prozent die Oberbayern (47,1 Prozent), deren Chefin Ilse Aigner ist.
Seehofers dritte Paarung lautete Niederbayer gegen Oberpfälzer: Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (59), der gleich drei Familienmitglieder mit Steuergeldern finanziert hat, gegen den unbescholtenen Chef des Landwirtschaftsausschusses, Albert Füracker (45, Bild). Der Aufsteiger beherrscht Agrarfragen aus dem Effeff, könnte aber auch Bayerns erster Energieminister werden. Die Energiewende lebt er: Füracker betreibt seit 1999 eine Windkraftanlage und ist an Anlagen für Biogas und Photovoltaik beteiligt. Bei der Wahl legte er jetzt 56,4 Prozent vor. Brunner erreichte 46,7 Prozent.
ho 19 Seehofers dritte Paarung lautete Niederbayer gegen Oberpfälzer: Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (59), der gleich drei Familienmitglieder mit Steuergeldern finanziert hat, gegen den unbescholtenen Chef des Landwirtschaftsausschusses, Albert Füracker (45, Bild). Der Aufsteiger beherrscht Agrarfragen aus dem Effeff, könnte aber auch Bayerns erster Energieminister werden. Die Energiewende lebt er: Füracker betreibt seit 1999 eine Windkraftanlage und ist an Anlagen für Biogas und Photovoltaik beteiligt. Bei der Wahl legte er jetzt 56,4 Prozent vor. Brunner erreichte 46,7 Prozent.
Um ihre Karriere rennt auch Christine Haderthauer (49,9 Prozent). Als Sozialministerin empfinden sie viele in der CSU zu unterkühlt. Auch die 50-Jährige würde aufs Wirtschaftsministerium spekulieren.
dpa | Foto: Andreas Gebert 19 Um ihre Karriere rennt auch Christine Haderthauer (49,9 Prozent). Als Sozialministerin empfinden sie viele in der CSU zu unterkühlt. Auch die 50-Jährige würde aufs Wirtschaftsministerium spekulieren.
Kultusminister Ludwig Spaenle hatte von Seehofer schon eine Job-Garantie und seinen Wahlkreis Schwabing auch noch gewonnen.
Foto: Daniel von Loeper 19 Kultusminister Ludwig Spaenle hatte von Seehofer schon eine Job-Garantie und seinen Wahlkreis Schwabing auch noch gewonnen.
Als Nachfolger von FDP-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch bietet sich der Chef des Hochschulausschusses, Oliver Jörg (41 Prozent), an. Er hatte den Würzburger SPD-OB als direkten Konkurrenten.
ho 19 Als Nachfolger von FDP-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch bietet sich der Chef des Hochschulausschusses, Oliver Jörg (41 Prozent), an. Er hatte den Würzburger SPD-OB als direkten Konkurrenten.
Seinen Platz sicher hat Innenminister Joachim Herrmann (57), auch wenn er in Erlangen nur 39 Prozent holte.
dpa | Foto: Andreas Gebert 19 Seinen Platz sicher hat Innenminister Joachim Herrmann (57), auch wenn er in Erlangen nur 39 Prozent holte.
Marcel Huber (55), der amtierende Umweltminister, hat einen Platz im Kabinett garantiert, wenn auch auf einen anderen Posten. Er ist zwar in der Regierung unscheinbar, aber wieder Bayerns Stimmenkönig. Mit 63,1 Prozent holte er das Direktmandat in Mühldorf am Inn und verwies König Horst auf Platz 2. Der holte in seinem Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen 61,5 Prozent.
dpa | Foto: Lukas Barth 19 Marcel Huber (55), der amtierende Umweltminister, hat einen Platz im Kabinett garantiert, wenn auch auf einen anderen Posten. Er ist zwar in der Regierung unscheinbar, aber wieder Bayerns Stimmenkönig. Mit 63,1 Prozent holte er das Direktmandat in Mühldorf am Inn und verwies König Horst auf Platz 2. Der holte in seinem Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen 61,5 Prozent.
Unsichtbar blieb auch Europa-Ministerin Emilia Müller (62). Sie hat kein Direktmandat, aber als Chefin der CSU-Oberpfalz und als Frau hat sie eine Jobgarantie.
dpa | Foto: Tobias Hase 19 Unsichtbar blieb auch Europa-Ministerin Emilia Müller (62). Sie hat kein Direktmandat, aber als Chefin der CSU-Oberpfalz und als Frau hat sie eine Jobgarantie.
Aufsteigerin könnte Melanie Huml (45,9 Prozent) werden. Die Bambergerin, die gerade Staatssekretärin im Umweltministerium ist, spekuliert auf den Chefsessel im Sozialministerium – wenn Haderthauer geht. Seehofers hätte sie aber gerne als seine neue Heimatministerin
dpa | Foto: Frank Mächler 19 Aufsteigerin könnte Melanie Huml (45,9 Prozent) werden. Die Bambergerin, die gerade Staatssekretärin im Umweltministerium ist, spekuliert auf den Chefsessel im Sozialministerium – wenn Haderthauer geht. Seehofers hätte sie aber gerne als seine neue Heimatministerin

Jetzt entscheidet Wahlsieger Seehofer, wer künftig zu seinem Team gehört. Die Interessenten auf einen Ministerposten hat er schon gegeneinander antreten lassen. Die AZ skizziert die Optionen

München - Am Sonntag hat der Wähler entschieden. Nun entscheidet Horst Seehofer. Und zwar ganz alleine, wie er Bayerns neue Regierung zimmert und wen er in seine Mannschaft holt. Da kann König Horst I. nun schalten und walten, wie er will. Vor allem aber will er eines: den ganz großen Wurf landen.

Als Vermächtnis für seine Erben. Horst Seehofer spricht schon von „Super-Ministerien“, die er begründen will. Auch sein viel belächeltes „Heimatministerium“ soll kommen. Als erstes Bundesland könnte Bayern ein eigenes Energie-Ministerium bekommen. Damit wäre der Freistaat mal wieder Vorreiter, so wie 1970, als Franz Josef Strauß das erste Umweltministerium in ganz Europa eingeführt hat. „Seehofer wird ganz großes Theater bieten und keine Kleinkunst“, heißt es in der CSU.

Welche Optionen König Horst I. zur Besetzung seiner Minister zur Verfügung stehen, sehen sie in der oben stehenden Bilderstrecke zum Durchklicken!

 

 

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