Irans Machthaber attackieren Europäer

TEHERAN - Das iranische Parlament denkt darüber nach, die Beziehungen nach Europa abzubrechen. Außenminister Mottaki bezeichnete indirekt Frankreichs Präsident Sarkozy kanz undiplomatisch als Zwerg.
Nach den kritischen Reaktionen des Westens auf die Präsidentenwahl im Iran hat das Parlament in Teheran eine Überprüfung der Beziehungen zu Deutschland, Frankreich und Großbritannien gefordert. Parlamentssprecher Ali Laridschani bezeichnete Stellungnahmen aus den drei Ländern am Sonntag als «Schande». Deutschland, Frankreich und Großbritannien führen für die EU die Verhandlungen mit dem Iran über das umstrittene Atomprogramm.
Außenminister Manucher Mottaki sagte am Sonntag während eines Treffens von Diplomaten, Frankreich sei eine große Nation, die derzeit von «Zwergen» regiert werde. Die Politik Deutschlands, Großbritannien und der USA in der Region sei falsch. «Hier im Raum sitzen viele Vertreter von Staaten, die einst (an den Irak) Giftgas geliefert hatten, unter dessen Folgen Iraner seit 20 Jahre leiden.»
Revolutionäre Erfolge nicht aufgeben
Auf die Forderungen der Demonstranten nach einer Wiederholung der Präsidentenwahl ging er nur indirekt ein. Mottaki sagte, die Iraner hätten seit der islamischen Revolution 1979 viel geopfert. «Wir haben Hunderttausende von Märtyrern und Verletzte gehabt, dieses Volk kann seine revolutionären Erfolge nicht einfach aufgeben», fügte er hinzu. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Sonntag, Deutschland stehe auf Seiten der Menschen im Iran, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit ausüben wollen. Die Kanzlerin verlangte eine Neuauszählung der abgegebenen Stimmen bei der Präsidentschaftswahl und forderte die iranische Führung «nachdrücklich» auf, friedliche Demonstrationen zuzulassen, keine Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden, inhaftierte Oppositionelle freizulassen und eine freie Berichterstattung der Medien zuzulassen. Auch für den Iran gelte: «Die allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte müssen voll respektiert werden!», so Merkel.
Rafsandschani-Tochter festgenommen
Bei den Protesten am Samstag ist nach Berichten des staatlichen Fernsehens auch die Tochter des früheren iranischen Präsidenten Haschemi Rafsandschani verhaftet worden. Faeseh Haschemi sowie vier Mitglieder der Familie seien am späten Samstagabend festgenommen worden, weil sie an verbotenen Demonstrationen teilgenommen hätten, hieß es am Sonntag. Nähere Einzelheiten wurden nicht genannt.
Radsandschanis älteste Tochter Faeseh hatte in der vergangenen Woche bei einer Kundgebung vor mehreren hundert Oppositionsanhängern gesprochen. Ihr Vater hat mehrfach offene Kritik an Präsident Mahmud Ahmadinedschad geäußert, der die umstrittene Wahl vom 12. Juni laut offiziellem Ergebnis klar gegen seinen Herausforderer Mir Hossein Mussawi gewann. Mahmud Ahmadinedschad hat Rafsandschani und dessen Familie der Korruption beschuldigt. (dpa/nz)