In Deutschland legal: Online-Petition kämpft gegen Homosexuellen-Heilung
Therapien gegen Homosexualität sind in Deutschland immer noch erlaubt. Eine Online-Petition will das nun ändern.
Berlin - Eigentlich sollten die Zeiten, in denen Homosexualität als heilbare Krankheit galt, schon lange vorbei sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Orientierung 1992 aus ihrem Diagnosekatalog gestrichen und auch der Weltärztebund stellt klar: "Homosexualität ist keine Erkrankung und bedarf deshalb keinerlei Heilung."
Doch trotzdem gibt es immer noch Organisationen, die Therapien gegen gleichgeschlechtliche Liebe anbieten. Die Angebote tragen Namen wie Reparativ-, Reorientierungs – oder Konversionsttherapie - und es gibt sie auch in Deutschland.
Nackttänze, kalte Duschen und Exorzismen
Der Bund Katholischer Ärzte mit Sitz in Unterhaching etwa erkennt zwar an, dass Homosexualität keine Krankheit sei, bezeichnet sie in einem Flyer aber trotzdem als "psychische Störung", die mit Psychotherapie und Homöopathie geheilt werden könne.
Andere Gruppen, oft aus dem fundamentalchristlichen Bereich, versprechen ebenfalls eine "Umpolung"- mit teils absurden Methoden: Betroffene berichten von Nackttänzen, eiskalten Duschen und Sitzungen, die an Exorzismen erinnern.
Petition will Verbot
Das Problem: Anders als etwa in Malta und einigen Teilen Spaniens, sind solche Angebote in Deutschland nicht verboten. Das will eine Petition auf der Internetplattform change.org nun ändern und stößt auf große Resonanz: Inzwischen hat "Verbot von Conversion Therapy ("Homo-Heilung") in Deutschland – Jetzt!" über 50.000 Unterschriften.
Gestartet hat die Petition Lucas Hawrylak aus Berlin. Für ihn steht fest: "Homo braucht keine Heilung".
"Bei Konversionstherapien werden Menschen Schuldgefühle eingeredet. Das führt im schlimmsten Fall zu Selbstablehnung, Depression, Suizidgedanken oder tatsächlichem Selbstmord", erklärt Hawrylak sein Engagement für das Verbot.
"Homo-Heilung": Minderjährige leiden besonders
Besonders gefährlich seien die Umerziehungs-Angebote für Kinder und Jugendliche, deren Eltern die Orientierung ihres Kindes nicht akzeptieren wollen. "Für Heranwachsende kann ein solcher Versuch sie 'normal' zu machen zum Teil lebenslange schwere geistige und körperliche Schäden bedeuten", so Hawrylak.
In den USA ist die Homo-Therapien deshalb in einigen Bundesstaaten zumindest für Minderjährige verboten.
Bundesregierung lehnte Verbot in der Vergangenheit ab
Die Bundesregierung allerdings lehnte ein generelles Verbot solcher Therapieformen erst im vergangenen Jahr ab. Die Gestaltung der Berufsordnungen seien Sache der Ärztekammern, hieß es damals.
Nachdem das EU-Parlament aber im März mit einer Resolution solche Therapien verurteilte und Staaten dazu aufrief, diese zu verbieten, erhofft sich auch Hawrylak neuen Schwung für das Thema.
Er ist der Meinung: "In einem toleranten, progressiven Land wie Deutschland, sollte diese Praxis weder ausgeübt werden noch erlaubt sein."