In der Ahnengalerie

Kultusminister Ludwig Spaenle hat von seinen Vorgängern viele Möbel und viele Überzeugungen mitgenommen. Seine größten Vorbilder sind in seinem Büro immer in der Nähe.
von  Abendzeitung
Kultusminister Ludwig Spaenle in seinem Büro
Kultusminister Ludwig Spaenle in seinem Büro © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Kultusminister Ludwig Spaenle hat von seinen Vorgängern viele Möbel und viele Überzeugungen mitgenommen. Seine größten Vorbilder sind in seinem Büro immer in der Nähe.

Er regiert nicht nur – er residiert. Zwischen Barock, Biedermeier, alten Schinken und umstrittenen Vorbildern. Bayerns Schulminister Ludwig Spaenle (48) pflegt in seinem Büro die Tradition. Der Barockschrank stammt vom früheren Kultusminister Hans Maier. Das Kreuz daneben vomNachkriegs-Schulminister Alois Hundhammer, der die Prügelstrafewieder einführen wollte. Die Biedermeiermöbel trug Hans Zehetmair in dem Ministerium an der Salvatorstraße zusammen, in dem er 15 Jahre lang regierte.

„So habe ich das Zimmer einst als junger Politiker kennen gelernt, und so habe ich es auch wieder hergerichtet“, sagt Spaenle. Von seiner Vorvorgängerin Monika Hohlmeier ist nur der Schreibtisch mit Pult geblieben. „Ich arbeite gerne im Stehen“, versichert der Herr über die bayerischen Schulen.

Das Pult hat inzwischen eine Doppelfunktion. Für den Münchner CSU-Politiker ist es auch eine Art Altar. Hier hat er Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber und Hans Zehetmair in dicken Silberrahmen aufgestellt. „Das tue ich mit Überzeugung“, verteidigt er seine Polit-Galerie. „Das sind für mich politische Leitlinien und Vorbilder.“ Und da ist der Schulminister kaum mehr zu bremsen: „Franz Josef Strauß: Wegen ihm bin ich zur CSU“, sprudelt es aus ihm heraus. „Edmund Stoiber: Ich bin Generation Stoiber. Und Hans Zehetmair ist mir ein väterlicher Freund und Berater.“

Zehetmair allerdings hatte eine Vorliebe für moderne Kunst und Werke von Max Beckmann in seinem Büro. Spaenle dagegen liebt alte Schinken, die Malerei des 18. Jahrhunderts. Die Ruine eines Rundtempels des Münchner Malers Johann Jakob Dorner des Jüngeren von 1790 hat es ihm angetan. „Für mich ist das eine römische Fantasielandschaft“, schwärmt er und erzählt von seiner Leidenschaft für Italien. Während seiner Schulzeit am humanistischen Wilhelmsgymnasium ist die entfacht. Die Abiturfahrt führte ihn nach Rom. Und sein späterer Beruf als Kirchenredakteur beim Bayerischen Fernsehen führte ihn in die heiligen Hallen des Vatikans. Da schwelgt der Schulminister in Erinnerungen: „Im Café Greco, dem traditionsreichsten Kaffeehaus Roms, bin ich immer gesessen.“

Doch ganz so humanistisch geht’s bei Bayerns Schulminister in der Realität dann doch nicht zu. Auf seinem Schreibtisch steht ein Foto seiner ältesten Tochter. Der Rahmen ist total bunt. In weißen Buchstaben steht drauf: „Saluti da Terracina“. Grüße aus dem Urlaub vom Teutonengrill: Dort hatte Gerhard Polt in seinem Film „Man spricht Deutsch“ gnadenlos beobachtet, wie sich deutsche Urlauber benehmen.

Angela Böhm

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