In Abwesenheit: Althaus zum Spitzenkandidaten gewählt

ERFURT - Der bei einem Skiunfall schwer verletzte Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus ist mit großer Mehrheit zum CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im August gewählt worden. Der Politiker wurde telefonisch über das Ergebnis informiert. Wie Althaus darauf reagierte, wie er antwortete ...
Dieter Althaus erhielt bei der Delegiertenversammlung in Waltershausen bei Eisenach 94,6 Prozent der Stimmen. Der Ministerpräsident war am Neujahrstag verunglückt und wird zurzeit wegen eines Schädel-Hirn-Traumas noch in einer Reha-Klinik am Bodensee behandelt. Bei dem Unglück starb eine Frau. In einer schriftlichen Erklärung, die seine Stellvertreterin Birgit Diezel verlas, kündigte Althaus seine Rückkehr in die Politik noch vor der Sommerpause an.
Althaus wurde telefonisch über das Ergebnis informiert. Er antwortete mit einer SMS, in der er seine Wahl als «Anspruch und Verpflichtung» bezeichnete. «Solidarität ist keine Einbahnstraße.» Er werde sich gemeinsam mit der Partei dafür einsetzen, ein rot-rotes Bündnis zu verhindern.
Dies forderte auch Amtsvorgänger Bernhard Vogel in einem Grußwort. Er habe Althaus am Donnerstag besucht und lange mit ihm gesprochen. «Seine Gesundheit und seine Geistesgegenwart haben mich beeindruckt.» Althaus sei wieder da, und er werde zurückkehren.
"Der Zuspruch verpflichtet mich, nicht aufzugeben"
In seiner verlesenen Erklärung schrieb Althaus: «Der Zuspruch und die Unterstützung nach diesem tragischen Unglück, aber auch meine Genesungsfortschritte verpflichten mich nun aber besonders, nicht aufzugeben.» Die vergangenen Wochen seien sowohl physisch als auch psychisch die schwersten seines Lebens gewesen. «Nach diesem tiefen Einschnitt sehe ich mein Leben in einem anderen Licht. Dieses Ereignis wird mich für immer begleiten.»
Die Erinnerung an den Unfall sei noch immer nicht zurückgekehrt. «Alles würde ich darum geben, das tragische Unglück ungeschehen zu machen. Meine Gedanken und Gebete sind bei der Familie Christandl.» Die 41 Jahre alte Beata Christandl war nach dem Zusammenprall auf der Piste gestorben. Althaus war deshalb wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 33 000 Euro verurteilt worden. Er ist damit vorbestraft, erhält jedoch keinen Eintrag in sein Führungszeugnis.
Auch ohne "Kapitän funktioniert das Mannschaftsspiel"
Für die CDU seien die vergangenen Wochen ohne den Ministerpräsidenten keine leichte Zeit gewesen, sagte Diezel. Aber das Kabinett habe die Politik im Sinne von Althaus weitergeführt. «Auch wenn der Kapitän nicht zur Verfügung steht, funktioniert unser Mannschaftsspiel.» Diezel rief die Delegierten auf, für die Verteidigung der absoluten Mehrheit zu kämpfen. Die CDU war bei der Landtagswahl 2004 auf 43 Prozent der Stimmen gekommen. Damit kann sie im Parlament allein regieren.
Diezel wurde von den Delegierten mit knapp 84 Prozent auf Listenplatz zwei gewählt. Auf die folgenden Plätze kamen der Fraktionsvorsitzende Mike Mohring (72 Prozent) und Sozialministerin Christine Lieberknecht (87 Prozent). (dpa)