"Ich will gesund werden und leben"
SAARBRÜCKEN - Ja, der Krebs war der Grund für meinen Rückzug aus der Bundespolitik, aber das ist nicht alles: Erstmals spricht Linken-Chef Oskar Lafontaine öffentlich über seine Erkrankung, die Angst vor dem Tod und unter welchen Bedingungen er sich mit seinem Ex-Genossen Gerhard Schröder aussprechen würde.
Offene Worte von Oskar Lafontaine: Gegenüber der Zeitschrift "Stern" spricht der Noch-Vorsitzende der Partei Die Linke erstmals offen über seine Krankheiten und Todesgedanken. In dem Interview bestätigte Lafontaine, dass ihm die Prostata entfernt wurde. Sein alltägliches Leben sei durch die Operation beeinträchtigt.
Das halte sich jedoch im Rahmen. "Ich kann ohne Probleme noch Reden halten oder Sitzungen durchstehen", sagte er dem Magazin. Nun müsse "in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, ob da etwas geblieben ist oder nicht". Das werde zum ersten Mal im Februar geschehen.
Es ist nicht nur der Krebs
Anfang 2009 habe er außerdem "Probleme mit dem Herzen" gehabt und seit September leide er an einer Virus-Infektion der Atemwege, die er bis jetzt nicht in den Griff bekommen habe. Seiner schwächelnder Gesundheitszustand sei jedoch nicht der einzige Grund für den Rückzug aus der Bundespolitik gewesen.
Seit dem Attentat 1990, bei dem ihm eine geistig verwirrte Frau in den Hals gestochen hatte, habe er den festen Vorsatz gehabt: "Wenn mich mal eine Krebserkrankung erwischt, dann höre ich auf." Das Attentat habe seine ganze Lebenseinstellung verändert, sagte Lafontaine. "Die Grenzerfahrung des Todes ist eine existenzielle Erfahrung, man wird sie nicht los."
Auf die Frage, ob ihn die Vorstellung an den Tod schrecke, antwortete der 66-Jährige: "Da wir nicht wissen, was nach dem Tod ist, halte ich die Antwort des Sokrates für richtig: Es gibt keinen Grund, vor dem Tod Angst zu haben." Wichtig sei, "dass der Tod schnell kommt und schmerzfrei ist". Jetzt aber wolle er "gesund werden und leben".
Die Geschichte mit Sahra Wagenknecht
Allen Gerüchten zum Trotz beharrt Lafontaine gegenüber dem "Stern" darauf, dass die Krebserkrankung der entscheidende Grund für seinen Verzicht auf einer erneute Kandidatur als Linkspartei-Chef gewesen sei. "Gäbe es sie nicht, gäbe es auch keinen Rückzug."
Die Behauptung des "Spiegel", Lafontaine sei von seiner Frau Christa "gezwungen" worden, nach Hause zu kommen, weil er eine Affäre mit Parteifreundin Sahra Wagenkecht gehabt habe, bezeichnet Lafontaine als "Beispiel für niveaulosen Journalismus - mit angeblichen Affären und Berliner Hintertreppentratsch". Allerdings habe ihn die Geschichte dazu bewogen, seine Krebserkrankung öffentlich zu machen.
Post von Schröder-Köpf
Als er daraufhin von Gerhard Schröders Gattin Doris Schröder-Köpf öffentlich Genesungswünsche bekommen habe, habe ihn durchaus Freude. Er habe ihr "zurück geschrieben und gedankt". Mit dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, wegen dem er die SPD verlassen hatte, sei er zu einer Aussprache bereit. "Die Zeit der Verletzung liegt lange zurück", sagte Lafontaine dem "Stern". "Aber es gibt Regeln im Leben: Der Jüngere grüßt den Älteren."
(nz)
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