Hubert Aiwanger: Möchtegern-Königsmacher
MÜNCHEN Er will an die Macht, das Zünglein an der Waage sein, egal in welche Richtung es ausschlägt. Hubert Aiwanger (42), Bauer, Jäger und der starke Mann der Freien Wähler. Er fürchtet sich vor nichts – außer vor einer Alleinherrschaft der CSU. Die wäre sein Albtraum. Für Horst Seehofer und seine Truppe ist Aiwanger der Albtraum. Er ist aus ihrem Holz geschnitzt, steckt wie ein Spreißel im Fleisch der Schwarzen, wildert unter ihren Wählern und umzingelt sie. Aiwanger ist einfach überall.
Schon 2008, nach der letzten Landtagswahl, hat Seehofer die Freien Wähler als den Geist erkannt, den er nicht mehr los wird, wenn er ihn als Koalitionspartner ruft. Lieber paktierte er mit den Liberalen, als den machtbewussten Niederbayern regierungsfähig zu erklären.
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Den hat die CSU lieber gedemütigt, weil Aiwanger seinen Dialekt nicht verleugnet, weil er das A wie ein O spricht. „Red’ Deutsch“, haben sie ihn gleich bei seiner ersten Rede im Landtag blamiert. Dabei kann Aiwanger reden, frei und wie gedruckt. Das schafft keiner in der CSU.
Die Hemdsärmel hochgekrempelt, strotzt er im Wahlkampf vor Selbstbewusstsein. Er kostet seine Rolle als Königsmacher voll aus und vermeidet auch nur den geringsten Anschein zu verraten, in welche Richtung sein Zünglein nach der Wahl schlagen könnte.
Aiwanger will sie alle einsammeln: Die Unzufriedenen, die der CSU den Rücken kehren wollen, aber Berührungsängste haben mit Rot-Grün. Denen verkauft er die Freien Wähler als die „bessere CSU“. Die CSU pfeife nur noch mit den Großen, schimpft er dann. „Sie hat die Kleinen vergessen.“
Aber auch die, die nach 56 Jahren endlich einen Wechsel wollen mit den Freien Wählern als konservatives Korrektiv bei Rot-Grün umgarnt er.
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„Beide Möglichkeiten sind vorstellbar“, hält sich Aiwanger jeder Option offen und pokert. Ihm ginge es nicht ums Regieren, kokettiert er. „Wir sind keine Steigbügelhalter.“
Die Inhalte müssen für ihn stimmen: keine dritte Startbahn in München, freie Wahl zwischen G8 und G9. Da fiele die CSU schon mal raus aus dem Aiwanger-sucht-den-Super-Ministerpräsidenten-Wettbewerb. Auch Aiwanger will in die Geschichtsbücher eingehen. Als kleines Helferlein von Horst aber fände er da wohl keinen Platz.
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