Handwerkspräsident fordert Rente mit 70
Viele Betriebe haben immer größere Probleme, ausgebildete Fachkräfte und Lehrlinge zu gewinnen. Deswegen würden sie ihre älteren Beschäftigten gerne länger in der Firma halten
München - Dem Handwerk geht der Nachwuchs aus. Deswegen schlägt Otto Kentzler, der Präsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks, Alarm. Um zu verhindern, dass Betriebe in wirtschaftliche Not kommen, weil sie nicht genügend Fachkräfte haben, will Kentzler Beschäftigte bis zum 70. Lebensjahr arbeiten lassen.
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„Wer kann, soll bis 70 arbeiten“, sagte Kentzler dem „Focus“. Viele Ältere seien fit. „Selbst wenn sie nur halbe Tage arbeiten, ihre Erfahrung kann uns helfen.“ Einzelne Betriebe müssten heute schon Aufträge ablehnen, weil ihnen die Fachkräfte fehlten. Für junge Menschen, die eine Lehre in einem Handwerksbetrieb machen wollen, sind das verglichen mit früher paradiesische Zustände. Selbst mit mittelmäßigen Schulabschlussnoten bekommten sie noch einen Ausbildungsplatz. Für viele Betriebe ist die Situation aber schwierig.
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Das gilt mittlerweile nicht nur für Ausbildungsberufe. Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat 119 sogenannte Engpassberufe ausgemacht. Bei ihnen übersteigt die Zahl der Stellenangebote die Zahl der Arbeitslosen mit einem entsprechenden beruflichen Werdegang.
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Gerade in technischen Berufen und im Gesundheitswesen hätten viele Unternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, berichtet der Industrie- und Handelskammertag.
Auch die Hotellerie und Gaststätten warten oft lange vergeblich auf Bewerber. B<WC1>ei Kellnern, Klempnern oder Pflegekräften ist der Engpass sogar größer als bei studierten Vermessungstechnikern, Ärzten oder Mechatronikern.
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Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, Friedrich Hubert Esser, sagte der „Welt am Sonntag“, die Lage in vielen Branchen und Berufen sei bereits „dramatisch“ und werde sich im Zuge der demografischen Entwicklung noch verschärfen. „Das hat vor allem mit dem Imageverlust vieler dieser Berufe zu tun.“ Bereits zu Beginn des Ausbildungsjahres 2012 war fast jede dritte Lehrstelle für Restaurantfachleute in Deutschland leer geblieben.
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Die Zahl der arbeitenden Senioren hat sich in den letzten zehn Jahren bereits verdoppelt, ergab eine frührer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung. Zwei Drittel dieser Menschen seien nicht unbedingt finanziell auf ihre Arbeit angewiesen. Sie würden übers Rentenalter hinaus arbeiten, weil ihnen sonst das Leben weniger Spaß machen würde.
Ob sich mit diesen Senioren der Fachkräftemangel in Berufen mit Negativ-Image beheben ließe, bleibt dahingestellt. Immerhin ist die Arbeit beispielsweise im Hotel- und Gaststättengewerbe körperlich anstrengend.
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