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Gender-Sprache: Wandel ohne Zwänge

Der Chefredakteur übergendergerechte Sprache.
Michael Schilling
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Erst im Juli dieses Jahres hat das ZDF-Politbarometer, das zuvorderst die politischen Präferenzen der Deutschen auslotet, nach der Verwendung gendergerechter Sprache gefragt. Das Ergebnis: 25 Prozent finden es gut, wenn Sternchen gesetzt und Sprechpausen eingelegt werden, 71 Prozent der Bevölkerung lehnen es ab.

Damit sind die Mehrheitsverhältnisse geklärt.

Ein Vorbild sein - mit Glottisschlag?

Umfragen haben aber hierzulande nun einmal keine Folgen. In zahlreichen Kommunen und Bundesländern stehen die Sternchen inzwischen in Behördenformularen; einflussreiche Journalisten wie Anne Will oder Claus Kleber haben sich den Glottisschlag angeeignet (so nennt man den Sprachaussetzer, etwa in "Bürger(Pause)innen"), um TV-Zuschauern ein Vorbild zu sein. Und an Universitäten droht Studenten Punktabzug, wenn sie in ihren Arbeiten auf Sternchen verzichten.

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Das geht so weit, dass in Hausarbeiten, die von Grundschülern einer dritten Klasse handeln, nicht von Mädchen und Buben die Rede ist, sondern von "Menschen mit Vulva" und "Menschen mit Penis" - im Bestreben, keine Geschlechtsidentität zu benachteiligen oder zu vergessen.

Menschen, die das befremdlich finden, wettern gern gegen eine "Sprachpolizei". Das ist Unsinn. Eine solche gibt es (zum Glück) nicht. Jeder darf sprechen und schreiben, wie er es für richtig hält. Und jedem muss klar sein: Sprache verändert sich mit der Gesellschaft, die sie verwendet - das ist ein normaler Prozess. Was es nicht braucht, sind Vorschriften oder gar Zwänge, um ihn zu beschleunigen oder in eine Richtung zu steuern, weil eine Minderheit es für geboten hält.

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8 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • tutnixzursache am 07.10.2021 23:14 Uhr / Bewertung:

    „ Sprache verändert sich mit der Gesellschaft, die sie verwendet - das ist ein normaler Prozess. “
    Aber eben nicht von oben Verordnet weil eine verschwindend kleine Minderheit das will.

  • Guidomuc am 07.10.2021 17:26 Uhr / Bewertung:

    Langsam wird es Zeit, dass sich die Kultusministerkonferenz einschaltet: In Deutschland ist die Gesellschaft Für Deutsche Sprache (GFDS) zuständig für korrekte Sprache und nicht irgendein Duden, oder eine Uni, dpa oder eine Zeitung oder sonstwer. Und es gilt zu beachten dass auch in anderen Ländern wie Schweiz, Österreich ua Deutsch gesprochen wird. Da gilt es sich zu einigen. Von Deutsch als Fremdsprache im Ausland mal ganz abgesehen. Das kann man keinem "nicht-native-Speaker" vermitteln. Oder was sagen die Goethe-Institute dazu?
    Und gegenderte Texte lehne ich ab und werde auch nicht dafür zahlen. Abos von Zeitungen, die das übertreiben, werden gekündigt.

  • Der wahre tscharlie am 07.10.2021 15:28 Uhr / Bewertung:

    "Jeder darf sprechen und schreiben, wie er es für richtig hält. Und jedem muss klar sein: Sprache verändert sich mit der Gesellschaft, die sie verwendet - das ist ein normaler Prozess."

    Das ist natürlich richtig, Herr Schilling.

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