Geißler-Vorschlag zu Stuttgart 21 hat kaum Chancen
Stuttgart - Die Projektträger Stadt und Region Stuttgart sowie Flughafen Stuttgart haben bereits signalisiert, dass sie der Kombi-Lösung aus Tief- und Kopfbahnhof keine Chancen einräumen.
Unterdessen kündigte die Bahn an, die weitgehend ruhenden Arbeiten am Grundwassermanagement wieder aufzunehmen. Die Polizei rechnet in der kommenden Woche mit Aktionen von Stuttgart-21-Gegnern und will die Baustelle schützen.
Das Verkehrsministerium von Ressortchef und Stuttgart-21-Gegner Winfried Hermann (Grüne) wird die Bewertung der Geißler-Initiative bis Dienstag abschließen und sich danach in der Koalition mit der SPD abstimmen, hieß es am Freitag. Auch das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 will erst Anfang kommender Woche eine Bewertung des Vorstoßes abgeben. Gleichzeitig wird die Kritik an Geißler heftiger.
Für die Bahn begründete Projektsprecher Wolfgang Dietrich die bisherige Zurückhaltung. "Wir warten erst eine gemeinsame Stellungnahme der grün-roten Landesregierung ab - am besten keine unterschiedlichen Äußerungen." Die Grünen sind gegen Stuttgart 21, die SPD ist überwiegend dafür. Beobachter gehen davon aus, dass die Bahn den schon vor fast 20 Jahren verworfenen Kompromiss ablehnen wird.
Der "Vater" der Kombi-Lösung, Gerhard Heimerl, ist inzwischen davon abgerückt. Der Vorschlag ziehe ebenso wie Stuttgart 21 Eingriffe in den Untergrund mit seinen Mineralwasservorkommen, die Beschädigung des Südflügels des alten Bahnhofs und das Fällen von Bäumen nach sich, sagte der emeritierte Professor des Instituts für Eisenbahn- und Verkehrswesen in Stuttgart der dpa. Zudem schätzt Heimerl, dass die Variante mit bis 5 Milliarden Euro kostspieliger würde als das 4,1 Milliarden Euro teure Stuttgart 21.
Auch Stuttgart-21-Architekt Christoph Ingenhoven sagte der "Financial Times Deutschland", Geißlers Plan vereinige die Nachteile beider Lösungen. "Er setzt das Ansehen, das er sich während der Schlichtung erworben hat, durch seinen fragwürdigen Vorschlag aufs Spiel. Dadurch gefährdet er sein Alterswerk."
Vize-Regierungschef Nils Schmid (SPD) hält das Schlichtungsverfahren für gescheitert. Es sei extrem von der Person Geißlers abhängig gewesen, sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Demokratien sollten aber ohne Erlöserfiguren auskommen."
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