Gefährliche Spielchen
Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Euro-Strategie des FDP-Chefs
Philipp Rösler hat gestern den Tremolo-Turbo angeworfen: „Wenn man wie ich von der Notwendigkeit einer Diskussion zutiefst überzeugt ist, muss man auch öffentlich dazu stehen.“ Na klar – sind ja Wahlen in Berlin. Da hält er die große Pose offenbar für geeignet, um seine FDP doch noch über die Hürde zu hieven. Also redet er munter weiter von einer Griechen-Pleite, man dürfe sich da von den Märkten nicht so „treiben lassen“.
Grundsätzlich ist es in der Tat beängstigend, wie stark die Macht jener Märkte geworden ist. Aber dann soll man doch bitte endlich versuchen, sie zu begrenzen – was ist jetzt mit der Finanztransaktionssteuer? Ein Wespennest würde man auch lieber unter Kontrolle bringen als noch mutwillig darin herumzustochern, in der Hoffnung, dass das jemand als Mutprobe betrachtet und applaudiert. Ja, Griechenland ist in einer ernsten Lage – und der Euro ebenso.
So ernst, dass es eben einer tatsächlich ernsthaften Auseinandersetzung bedarf. Und genau das ist bei Rösler so wenig zu spüren. Er wirft das Reizwort „Insolvenz“ immer wieder gerne in die Menge – ohne dass dahinter eine Art Plan oder etwas anderes Durchdachtes zu erkennen wäre. Seine „geordnete Insolvenz“ gibt es für Staaten ohnehin nicht, geschweige denn innerhalb des Euro-Verbunds. Die Lage ist schwierig genug, und ohne jeden Präzedenzfall. Da braucht es nicht noch einen Vizekanzler, der aus Angst vor einer Landtagswahlpleite gefährliche Spielchen spielt.
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