Ganz viel Rot für die Schwarze
Justizministerin Beate Merk schmückt ihr Büro mit der Farbe des politischen Gegners
Eine Frau sieht rot: Egal, wo Bayerns Justizministerin Beate Merk (52) von ihrem Schreibtisch aus in ihrem Büro auch hinschaut – die Spektralfarbe schleudert ihr geradezu entgegen. „Das Rot ist wie eine Bombe, ein Kraftstrahl. Ich brauche dieses Kraftstrotzende“, erklärt die Vize-CSU-Chefin die Bilder, die ihr die Malerin Valeska als Leihgaben in ihr Zimmer im obersten Stock des Justizministeriums gehängt hat. Nur in ihrem „toten Winkel“ hängt ein gelbes Kunstwerk. Noch. Beate Merk: „Das kommt aber weg.“
Dabei war doch Rot für die Schwarzen in der Politik immer ein Horror. Der politische Gegner, die SPD, hat die Farbe aus Tradition. Die Sowjetarmee, der Todfeind während des Kalten Krieges, nannte sich Rote Armee. Und die Terroristen, die Deutschland in den 70ern in Atem hielten, Rote-Armee-Fraktion. Nach der Wende kamen dann die Roten Socken, gegen die die CSU wahlkämpfte.
Doch all das kommt Merk natürlich nicht in den Sinn, wenn sie über Valeskas rote Werke schwärmt. „Indische Hochzeit“ ist der Titel des Feuerwerks aus sämtlichen Rottönen. „Das ist mein Lieblingsbild“, säuselt die Ministerin. „Da sehe ich die Gewänder der tanzenden Frauen.“ Die Farben hat sie gleich übertragen auf Untersetzer: Roter Filz auf dem Glastisch in der Sitzecke mit den zwei Ledersofas und Sesseln.
„Ein großer Besprechungstischwar mir zu männlich“, erklärt die Ministerin. Sie setzt auf entspannte Gespräche: „Wenn man gemütlich sitzt, nimmt man ein bisschen die Härte des Alltags heraus.“ Ihr weibliches Erfolgsrezept lautet: „In einer Besprechung, in der die Beteiligten relaxen, kommt man schneller voran.“ Vor allem aber, wenn man realisiert hat, wer einem im Nacken sitzt. Demonstrativ hat Merk ein Foto aufgehängt von der „Sicherheitsgruppe“ der Justizvollzugsanstalt Straubing. Das ist eine Art GSG 9, eine Elitetruppe, deren muskulöses Aussehen schon Angst einflößt. „Was die Leute leisten, ist sehr beeindruckend", lobt die Ministerin.
Zumindest einen kleinen Schwarzen gibt es doch noch - wenn auch nur als Marionette: „Jim Knopf“. Die Augsburger Puppenkiste hat ihn ihr geschenkt. „Das ist mein kleiner Integrationsbeauftragter“, schmunzelt Merk. „Schließlich bin ich norddeutschen Geblütes, württembergisch aufgewachsen und habe also auch einen Migrationshintergrund.“ Dass sie sich aber in Bayern voll integriert hat, das belegt ein modernes Kruzifix hinter ihr. Im Gefängnis Aichach haben Häftlinge den ungewöhnlichen Jesus Christus gefertigt.
Angela Böhm
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