Gabriels Irrfahrt
Was Sigmar Gabriel auf diese Idee gebracht hat, weiß nur er selber (wenn überhaupt). Gerade hatte die SPD wieder ein wenig Oberwasser: Kanzlerkandidat Steinbrück hatte schon eine Weile keinen Kontakt mehr zu Fettnäpfen, die Union ist seit dem Fall Hoeneß und den Selbstbedienungs-Abgeordneten angeschlagen – da kommt der Parteichef und bricht völlig ohne Not eine Tempolimits-Debatte vom Zaun.
Inhaltlich ist das Thema einigermaßen ausdiskutiert: Bezeichnend, dass Gabriel – als Umweltminister – das Limit abgelehnt hatte, weil es fast nichts bringe. Auf jeden Fall aber hat Deutschland mindestens 100 drängendere Probleme als die Frage, welches Tempo auf 1,5 Prozent des Straßennetzes gilt. Aber zurück zu den Motiven.
These 1) Das berüchtigte Bauchgefühl von Gabriel ist schuld. Der SPD-Boss ist überzeugt, dass seine Rampensau-Instinkte ihm die richtigen Knaller eingeben. Seine Genossen wünschen sich, er würde vor dem Raushauen den eigenen oder notfalls andere Köpfe stärker konsultieren. Denn seine Aktion hat illustriert, wie schlecht es in der SPD-Führung läuft. Bemerkenswert ist allenfalls, dass Steinbrück ihn diesmal zum Bremsen gezwungen hat.
These 2) Es steckt Strategie dahinter: Gabriel will – nach dieser Lesart – Steinbrücks Chancen ruinieren, um nächstes Mal selbst anzutreten. Wenn er sich da mal nicht verrechnet: Viel eher kommt dann Hannelore Kraft zum Zug. Weil viele Wähler Gabriel nicht sonderlich schätzen – auch wegen der Irrlichterei.