Eppler: Vorwärts in die Vergangenheit
DRESDEN - Es war der Auftritt eines großen alten SPD-Mannes: Erhard Eppler verabreichte den Parteitagsdelegierten am Sonntag eine große Portion jenes Stoffs, den die SPD momentan vermisst wie kaum etwas anderes: Nestwärme.
Zugleich schlug die Rede des 82-Jährigen einen großen Bogen: auf den Tag genau 50 Jahre zurück, bis nach Bad Godesberg. Im November 1959 hatte sich die SPD in der damals noch selbstständigen Stadt bei Bonn bei einem legendären Parteitag ein neues Grundsatzprogramm gegeben: eben das Godesberger Programm. Es markierte den Wandel von der sozialistischen Arbeiterpartei zur linken Volkspartei und war so die Grundlage für die Erfolge der SPD in den 60er und 70er Jahren.
Eppler, der damals schon Delegierter war, zog gestern klare Parallelen: „Wir hatten damals die dritte Wahl hintereinander haushoch verloren.“ Niemand habe mehr gewusst, wie es weitergehen solle. Nach Godesberg aber habe sich bei ihm und vielen anderen Erleichterung und neuer Mut durchgesetzt, sagte Eppler und wurde fast pathetisch: Ähnlich sei es den Delegierten nach Gabriels Rede auf dem Dresdner Parteitag ergangen.
Das Fazit des Mannes, der in der SPD stets als „Vordenker“ galt und unter anderem Entwicklungshilfeminister unter Brandt und Schmidt war: „Noch nie hat dieses Land in 60 Jahren die Sozialdemokratie dringender gebraucht als heute.“mm
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