Energie-Agentur: Große Fragezeichen bei Energiewende
Berlin - "Wir müssen den Netzausbau viel stärker mit dem Ausbau der regenerativen Energien synchronisieren", sagte Dena-Chef Stephan Kohler der Deutschen Presse-Agentur. Schon jetzt werde deutlich, dass eigene Schätzungen, dass mehr als 4000 Kilometer neue Höchstspannungsleitungen nötig sind, bald überholt sein dürften. "Es gibt eine enorm hohe Dynamik beim Ausbau der regenerativen Energien." Der Bau neuer Stromtrassen halte damit aber nicht stand.
Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft heute (Mittwoch) Vertreter der Energiewirtschaft zu einem Spitzengespräch im Kanzleramt. Neben dem stockenden Netzausbau sorgt die Branche besonders, dass es sehr unsichere Rahmenbedingungen für neue Gas- oder Kohlekraftwerke gibt. Diese sind aber nötig, um das Ende aller Atomkraftwerke ab 2022 aufzufangen, da Wind und Sonne nur sehr schwankend Strom liefern.
Kohler betonte, die Kosten zur Förderung erneuerbarer Energien, die die Stromkunden über eine Umlage zahlen, dürften im kommenden Jahr deutlich steigen. Möglich ist nach Einschätzungen der Branche, dass die Umlage von derzeit 3,5 Cent je Kilowattstunde auf bis zu 5 Cent steigen könnte. Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden würde das Mehrkosten von jährlich bis zu 50 Euro bedeuten. Ab 2020 könnte es eine Entspannung geben, weil dann Stück für Stück die teuren Altanlagen, die eine besonders hohe Förderung bekommen, rausfallen. Die Förderung ist auf 20 Jahre garantiert. "Bis dahin müssen wir noch eine Durststrecke durchmachen", sagte Kohler.
Die Kosten seien nur in den Griff zu bekommen, wenn mehr beim Einsparen von Energie passiere, etwa durch eine Ausweitung der Gebäudesanierung und die flächendeckende Einführung intelligenter Zähler, die den Verbrauch besser steuern. "Das ist die große Baustelle der Energiewende", betonte der Dena-Chef. Wenn der Stromverbrauch um 10 oder 20 Prozent sinke, dann könne die Kilowattstunde auch im gleichen Rahmen steigen, um am Ende dieselbe Kostenbelastung für den Verbraucher zu haben.
Ein großes Problem sei, dass es bisher kein Marktmodell gebe, um weiterhin genug sichere Kraftwerksleistung aus Gas- oder Kohlekraftwerken zu haben und zugleich die regenerativen Energien wettbewerbsfähig zu machen, kritisierte Kohler. Man müsse einen Markt für Leistung schaffen, dass also die günstigsten Anbieter für eine bestimmte ausgeschriebene Kraftwerksleistung zum Zuge kommen und den Strom produzieren können, sagte Kohler. "Dafür würden sie dann entsprechend entlohnt." Ein weiteres Zuschuss- oder Förderprogramm sei der falsche Ansatz. Zudem gebe es bisher zu wenig Stromspeicher, das Potenzial an Pumpspeicherkraftwerken sei in Deutschland auf knapp 10 000 Megawatt begrenzt. "Nur Pilotprojekte reichen nicht aus", sagte Kohler.
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