Einbürgerungsstatistik: "Prost" statt "Cheers"
Immer mehr Briten im Freistaat wollen laut Einbürgerungsstatistik Deutsche sein. Warum das so ist – und welche Zuzügler mitmachen.
Stolz blicken fünf Eingebürgerte in die Kamera, nachdem sie vom Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann ihre Urkunde überreicht bekommen haben. Sie erhielten gestern bei der Vorstellung der Bayerischen Einbürgerungsstatistik 2016 nicht nur ihre deutsche Staatsbürgerschaft, sondern auch eine besondere Ehrung, weil sie sich so gut in ihre neue Heimat integriert haben.
Unter ihnen sind gleich zwei Briten: Margaret Bernadette Schimming, die als Englischlehrerin arbeitet, und Benjamin David Brown, der sich unter anderem in der Flüchtlingshilfe und als Landesschülersprecher engagierte. Sie sind ein Symbol für einen Trend, der sich derzeit in ganz Deutschland abzeichnet: Immer mehr Briten wollen Deutsche werden.
Ein Blick in die Einbürgerungsstatistik für Bayern zeigt, dass die Anzahl der Briten, die 2016 dort eine deutsche Staatsangehörigkeit genehmigt bekamen, stark angestiegen ist: Insgesamt haben laut der Statistik im vorigen Jahr 14.394 Personen in Bayern die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Das ist ein Anstieg im Vergleich zu 2015 um 7,6 Prozent. 313 dieser 14.394 Eingebürgerten waren Briten – im Jahr 2015 wurden dagegen nur 86 Briten eingebürgert. Das ist ein Anstieg von 264 Prozent in nur einem Jahr.
Der Hintergrund ist für Herrmann klar: Da der Brexit droht, wollen die Briten in der EU bleiben. Und so entschließen sich jetzt auch viele, die bisher mit ihrer britischen Staatsangehörigkeit zufrieden waren, doch für die Einbürgerung.
Doch auch wenn immer mehr Briten Deutsche bzw. Bayern werden wollen: Spitzenreiter sind sie damit nicht. Die meisten Neu-Deutschen stammen aus anderen EU-Ländern, angeführt von Rumänien (1145), Polen (803), Kroatien (592), Italien (534) und Griechenland (516). Danach folgt die Türkei als langjährige Nummer 1 mit 1.852 Einbürgerungen (12,9 Prozent), auf Platz drei landen die ehemaligen jugoslawischen Länder mit 1020 Einbürgerungen (7,1 Prozent), angeführt von Bosnien-Herzegowina mit 365 deutschen Staatsangehörigen.
Herrmann betonte auch, insbesondere eingebürgerte Türken könnten ihre bisherige Staatsangehörigkeit nur in Ausnahmefällen behalten – bloß bei 51 der 1.852 eingebürgerten Türken wurde die doppelte Staatsangehörigkeit geduldet.
Einbürgerung in Bayern 2016 - Die Top 5 der Herkunftsländer:
- EU-Länder: Mit einem Anteil von 38,1 Prozent liegen die Eingebürgerten aus anderen EU-Ländern klar auf Platz 1 in Bayern – das sind 5478 Personen. Die meisten stammen aus Rumänien (1145) und aus Polen (803).
- Türkei: Als Einzelland bleibt die Türkei weiterhin Spitzenreiter – obwohl die Zahl der Einbürgerungen sinkt. 12,9 Prozent aller bayerischen Eingebürgerten stammen aus der Türkei, das sind 1852 Personen.
- Ex-Jugoslawien: Aus den ehemaligen jugoslawischen Ländern Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und Mazedonien (ohne die EU-Staaten Kroatien und Slowenien) wurden 1020 Personen eingebürgert.
- Ukraine: Auch die Ukraine verteidigt als Herkunftsland ihren vierten Platz: 565 ukrainische Staatsbürger wurden 2016 in Bayern zu deutschen Staatsbürgern – das entspricht 4, 6 Prozent. 2015 waren es 4,9 Prozent.
- Irak: Mit einem Prozentanteil von 3,7 landet der Irak als Herkunftsland auf Platz fünf. Aus diesem Land wurden 2016 in Bayern 531 Personen eingebürgert. 2015 waren es mit 507 Personen ähnlich viele.
Lesen Sie auch: Erste Einheit dieser Art - US-Geheimdienst schafft Spezialeinheit für Nordkorea