Die Schuldigen

13200 Arbeitsplätze für einen Wahlkampfgag zerstört: Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über das Aus von Schlecker.  
von  Anja Timmermann

Das Scheitern von Schlecker hat zwei Väter: die Eigentümer-Familie und die FDP. Zunächst ist das Anton Schlecker, der nicht verstehen wollte, dass sein Billigheimer-Konzept mit immer fieseren Methoden zur Ausbeutung der Angestellten (Gott sei Dank) immer weniger Kunden anlockt. Wobei das Groteske dabei ist, dass das gleiche Duschgel bei der schmucken Konkurrenz in der Regel längst billiger war als in Schleckers Ramschrampenatmosphäre.

Dann wären da noch seine Kinder, die die Kraft nicht hatten, das Ruder herumzureißen, und im Zweifelsfall die Rest-Millionen lieber in die eigene Tasche steckten. Der zweite große Schuldige ist aber die FDP. Sie hat die Transfergesellschaft für die ersten Entlassenen verhindert. Genau das war der Sargnagel für die zunächst überlebende Hälfte des Imperiums.

Denn bei der FDP haben sie so getan, als solle damit ein zum Scheitern verurteiltes Unternehmen auf Dauer künstlich am Leben gehalten werden. Das wäre zwar in der Tat nicht sinnvoll, doch hier ging es um etwas ganz anderes: Zwölf Monate hätten sich die Entlassenen qualifizieren und weiterbewerben können. Und hätten, da ungekündigt, keine Kündigungsklagen eingereicht.

Diese Klagen waren es aber, die laut Insolvenzverwalter die Investoren abgeschreckt haben, die bereit gewesen wären, die Kette zu reanimieren. Da hat die FDP mal eben 13200 Arbeitsplätze zerstört – für einen Wahlkampfgag, der längst verpufft ist.

 

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