Die Papst-Wahl 2013: Eine Zeitenwende
Nicht Wenigen – auch gläubigen Menschen – scheint das tagelange Starren auf ein braunes Ofenrohr höchst albern. Aber die Papstwahl, die uns die nächsten Tage faszinieren wird, samt Rauch aus der Sixtinischen Kapelle, ist mehr als ein Folklore-Akt und weit mehr als ein Kostümfest alter Männer.
Die Kür in der kleinen Wahlmonarchie inmitten Roms markiert eine Zeitenwende. Mit seinem Rücktritt hat Papst Benedikt, Jahrzehnte Sinnbild des Bewahrers, etwas Revolutionäres getan: Er hat offenbart, dass ein einzelner Mann mit dem Anforderungsprofil des Top-Jobs überfordert ist. Er hat sich zu seiner Fehlbarkeit bekannt und damit zu seiner Menschlichkeit.
Hinter diese Erkenntnis kann auch der Neue nicht wieder zurück. Der Vatikan, der von einer gewaltigen Vertrauenskrise gebeutelt wird, von einem moralischen Skandal unbekannten Ausmaßes, und der dazu Milliarden dubioser Herkunft verwaltet, ist ein Sanierungsfall. Und es ist nicht nur für die 1,2 Milliarden Katholiken hochspannend, wie sich deren Führungsschicht dieser immensen Herausforderung stellt.
Der nächste Papst müsste Seelsorger sein und Sanierer, Staatsmann und Stratege, Manager und Menschenfischer. Eine solche übernatürliche Ausnahme-Begabung ist möglicherweise wieder nicht dabei im aktuellen Konklave. Der Reformdruck ist enorm. Und wir werden alle Zeugen sein, wie er sich auswirkt.
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