Die CSU lädt zum "Familienfest" – doch ein wichtiges Mitglied lässt sich nicht blicken

Erwartet wurden zum 80-jährigen Parteijubiläum der CSU eigentlich die beiden Urgesteine und Ehrenvorsitzenden Theo Waigel und Edmund Stoiber zu einem „Talk der Legenden“. Doch der ehemalige CSU-Chef und Vater des Euro Waigel saß dann allein auf der Bühne der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung.
Stoiber sei es „äußerst schwer gefallen, für heute abzusagen“, berichtete der Vorsitzende der Stiftung Markus Ferber: „Letztendlich überwogen aber die Gründe, die zu einer Absage führten.“
Keine bösen Gags
Doch Stoiber war dennoch in der groß angelegten Festveranstaltung am Samstag in München präsent – nämlich in Gestalt seines Alter Ego Wolfgang Krebs, der den ehemaligen Ministerpräsidenten und CSU-Chef so gut imitieren kann wie kein zweiter.
Angekündigt wurde Krebs mit „80 Jahre CSU - in zehn Minuten“, womit sich Stoiber-Kenner schon einen Reim darauf machen konnten, was sie erwartet. Besonders böse Gags über sein großes Vorbild ließ Krebs alias Stoiber vor dem „Tanz der Vampire“ allerdings weg, sondern schmeichelte den Gastgebern auf seine Art.
Die CSU hänge Erfolge „nicht an die große Glocke“, meinte Stoiber/Krebs. Man begnüge sich mit der „unstrittigen Überlegenheit in allen Belangen“. Alles, was Rang und Namen hat in der CSU war an diesem Samstag versammelt, mit Ausnahme von Stoiber, wie gesagt.

Vielleicht wollte er sich nicht sein Double oder seinen langjährigen Lieblingsparteifreund Waigel antun - reine Spekulation. Der amtierende Partei- und Regierungschef Markus Söder beglückte die schwarze Festversammlung mit einer langen Rede, die nichts ausließ, was nach Meinung des Redners über Lage, Befindlichkeit und Positionierung der Partei gesagt werden musste.
„Der 80. Geburtstag ist kein Kaffeekränzchen“, sagte Söder, sondern „eine Art Familienfest“. In den 80 Jahren ihrer Geschichte, in der die CSU nur drei Jahre - von 1954 bis 1957 - nicht an der Regierung des Freistaats war, seien „CSU und Bayern untrennbar miteinander verbunden“ worden.
Friedrich Merz gratulierte per Video
Augenzwinkernd hob der CSU-Chef die „richtige Balance zwischen Pragmatismus und Prinzipien“ hervor. Da habe die CSU einiges von den Wittelsbachern gelernt, die erst für und dann gegen Napoleon gewesen seien, um Bayerns Unabhängigkeit zu bewahren.
Franz Josef Strauß zitierte dabei sein Nachfolger vorsichtshalber nicht. „Man muss als Politiker seine Prinzipien so hoch halten, dass man aufrecht darunter durchgehen kann“, soll der CSU-Urvater einmal gesagt haben.
Per Video gratulierte unter anderem Kanzler Friedrich Merz (CDU) zum 80. der Schwesterpartei. „Die CSU macht es der CDU nicht immer ganz leicht“ flocht der Kanzler in die Würdigung der „politischen Erfolgsgeschichte“ ein.
Sogar SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil gratulierte der CSU, die „immer streitbar“ sei, aber das große Ganze im Blick“ habe. Während der Auftritt des Gratulanten Klingbeil eher auf Zurückhaltung beim Publikum stieß, punktete „Stoiber“ bei seinen Ausführungen über die Bayern-SPD: Die CSU müsse die Opposition selbst erledigen, weil die im Landtag ein „Totalausfall“ sei.
Mit der Erneuerung in der Opposition haue es bei den Sozialdemokraten im Freistaat offensichtlich nicht hin: „Die SPD ist in der Opposition, seit eine tektonische Verschiebung die Alpen hochgezogen hat.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwähnte, was die CSU besonders gerne hört: Der Freistaat Bayern allein gehöre zu den „sieben großen Volkswirtschaften Europas“.

Theo Waigel bekam Gelegenheit, den Nachfolgergenerationen Mut zu machen: „Was an Herausforderungen vor uns steht, ist gewaltig, aber nicht schwerer als in den 40-er und 50-er Jahren“, so der 86-Jährige.
„Waigel: „Können Putin seine Grenzen aufzeigen“
Zu Europa gibt es für Waigel keine Alternative. Zwei Entwicklungen ließen ihn hoffen: die Wieder-Zuwendung Großbritanniens zur EU und der Beitritt Finnlands und Schwedens zur Nato. „Wir können Putin seine Grenzen aufzeigen“, zeigte sich Waigel zuversichtlich: „Er darf in der Ukraine und Europa nicht gewinnen.“
Und dann musste er doch noch hervorheben, wie der Regierung unter Kanzler Kohl mit ihm als Finanzminister ein heute unglaublicher Erfolg gelungen war: Die Russen hätten sich ohne einen Schuss aus der DDR zurückgezogen und das Ganze habe nur zwölf Millionen D-Mark gekostet.
München und Würzburg wichtige Gründungszentren
Die Jubelfeier war streng genommen etwas verspätet. Im Sommer 1945 versammelten sich in verschiedenen bayerischen Orten politisch Interessierte mit dem Ziel, eine bürgerlich-christliche Partei zu gründen. Ihr Name: Christlich-Soziale Union.
Besonders wichtige Gründungszentren waren Würzburg und München. Am 12. September wird bei einem Treffen im Münchner Rathaus der Name „Bayerische Christlich-Soziale Union“ beschlossen. Die Sitzung vom 12. September gilt damit als eigentliche Gründungssitzung der CSU.