Die Bahn-Chefs schlagen zurück
MÜNCHEN/BERLIN - Im Streit um Bonus-Zahlungen kritisieren die Bahn-Chefs jetzt den Verkehrsminister öffentlich. Politiker aller Parteien und der Fahrgastverband Pro Bahn fordern Wolfgang Tiefensees Rücktritt. Doch er bleibt vorerst im Amt.
Wolfgang Tiefensee in der Klemme: Der Bundesverkehrsminister gerät im Streit um Bonuszahlungen für die Bahnvorstände immer mehr in die Bredouille. Gestern wurde der Druck so groß, dass ein Regierungssprecher versichern musste: Eine Kabinettsumbildung stehe derzeit nicht an. Tiefensee bleibt also im Amt – zumindest vorerst.
Zuvor war der Konflikt um die sechs- bis siebenstelligen Sonderzahlungen für die Bahn-Chefs zum Machtkampf zwischen Bahnvorstand und Verkehrsminister ausgeartet. Die Bahnspitze griff Tiefensee öffentlich an. Man sei „enttäuscht und verwundert“ über dessen Aussagen.
Der Minister hatte die Manager kritisiert, weil sie beim Bahn-Börsengang satte Bonuszahlungen bekommen sollen. Tiefensee fordert: Die Vorstände sollen auf das Geld verzichten. Problem: Der Minister wusste selbst schon längst von den geplanten Zahlungen.
"Tiefensee sollte schleunigst sein Amt niederlegen."
Gestern räumte ein Sprecher ein: Tiefensee sei schon seit Mitte September informiert. Mittlerweile fordern Politiker aller Parteien seinen Rücktritt. Auch in der Bundesregierung bröckelt sein Rückhalt: Finanz- und Wirtschaftsministerium finden die Boni in Ordnung.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Sonderzahlungen dagegen. „Das passt nicht in die Zeit“, sagte Pro-Bahn-Chef Karl-Peter Naumann der AZ. Die Vorstände sollten auf die Zahlungen verzichten. Naumann forderte aber auch: „Tiefensee sollte schleunigst sein Amt niederlegen. Er hätte schon längst etwas gegen die Zahlungen unternehmen müssen.“
Und nun geht auch noch der Bahnvorstand in die Offensive: „Trotz einiger Gespräche in den letzten Wochen“, habe der Minister das Thema bei der Bahn nie angesprochen. Morgen steht Tiefensee dem Verkehrsausschuss des Bundestages Rede und Antwort.
Die Bahn gab derweil bekannt: Mitte Dezember seien die schlimmsten Probleme im ICE-Verkehr überwunden. Rechtzeitig zu Weihnachten würden auch die ICE-T-Strecken wieder planmäßig bedient. Allerdings würden dann immer noch teils Ersatzzüge statt ICEs eingesetzt.
A. Jalsovec
- Themen:
- Deutscher Bundestag