CSU betont christliches Erbe

Als der damalige Bundespräsident Wulff 2010 den Islam zum Teil Deutschlands erklärte, gab es Kritik in der CSU. Jetzt macht sich Bundeskanzlerin Angela Merkel den Satz zu eigen. Die CSU will einen offenen Streit vermeiden - lässt aber trotzdem wissen, dass sie das anders sieht.
München - Die CSU geht in der Debatte über den Islam in Deutschland auf Distanz zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). CSU-Chef Horst Seehofer lehnte am Mittwoch in München eine Bewertung von Merkels Einschätzung ab, der Islam gehöre zu Deutschland: "Ich fange jetzt nicht eine Debatte über solche Äußerungen an", sagte Seehofer dazu. "Ich bin doch kein Zensor". Die CSU stellt stattdessen lieber das christliche Erbe Bayerns heraus: "Wir haben eine jahrhundertelange Tradition, die in den christlich-jüdischen Wurzeln fußt." Zum christlichen Menschenbild gehöre Respekt für andere Religionen.
Seehofer machte deutlich, dass das keine Einschränkung des Islam in Bayern bedeuten soll: "Respekt bedeutet, dass man nicht nur etwas hinnimmt, sondern auch die Entfaltung ermöglicht." Die Einschätzung, dass der Islam zu Deutschland gehöre, stammt ursprünglich vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff aus dem Jahr 2010. Dessen Äußerung hatte damals in der CSU Kritik ausgelöst.
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Merkel hat Wulffs Formulierung nun übernommen, aber in der CSU-Spitze gibt es dafür nach wie vor wenig Zustimmung. Schon Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte es am Vortag ausdrücklich vermieden, sich den Satz zu eigen zu machen. Herrmann sagte stattdessen weniger umfassend, "viele Muslime" gehörten zu Deutschland. Auch aus konservativen Kreisen der CDU kam Kritik.
Seehofer begrüßte die hohe Teilnehmerzahl bei den Münchner Kundgebungen gegen die Anti-Islam-Bewegung Pegida. In der Landeshauptstadt hatten am Montagabend an die 20 000 Menschen für Toleranz demonstriert. "Das ist ein gutes Signal für die gesamte Bundesrepublik Deutschland." Bayerns große Städte hätten einen höheren Einwandereranteil als Berlin. "Wir können in Bayern von einem Land der gelingenden, der gelungenen Integration sprechen."
CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer warnte in der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch), Terroristen könnten als Flüchtlinge getarnt nach Deutschland kommen. Erfahrene Terroristen aus dem arabischen oder afrikanischen Raum könnten so in die Mitte Europas gelangen, sagte er der Zeitung. Dieses Problem könne nur durch Kontrollen an den Außengrenzen der EU gelöst werden. "Hören Sie auf mit Ihren widerlichen Pauschalverdächtigungen und nehmen Sie Ihre Äußerungen zurück", forderte Grünen-Landtagsfraktionschefin Margarete Bause.