Interview

Bürgermeister mit 19, in den Landtag mit 23: Kristan von Waldenfels "will die politische Mitte in Bayern stärken"

Kristan von Waldenfels über den Titel des jüngsten Bürgermeisters und seinen Weg in den Landtag – als jüngster direkt gewählter Abgeordneter in Bayern.
Niclas Vaccalluzzo
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Kristan von Waldenfels Ende Oktober bei der konstituierenden Sitzung des Bayerischen Landtags.
Kristan von Waldenfels Ende Oktober bei der konstituierenden Sitzung des Bayerischen Landtags. © imago/Sven Simon

Lichtenberg - Kristan von Waldenfels wurde 2020 mit 19 Jahren zum Bürgermeister der Stadt Lichtenberg im Landkreis Hof gewählt. Jetzt schaffte es der 23-Jährige für den Kreis Hof mit 49,6 Prozent der Erststimmen als Direktkandidat der CSU in den Landtag. Er studiert Volkswirtschaft und Philosophie. Mit der AZ sprach er über seinen Einzug ins Parlament.

AZ: Herr von Waldenfels, Sie sind seit 2020 der jüngste Bürgermeister in Deutschland und jetzt, mit 23, der jüngste direkt gewählte Landtagsabgeordnete – was bedeutet Ihnen das?
KRISTAN VON WALDENFELS: Ich konzentriere mich darauf, eine möglichst gute Arbeit zu leisten. Ich bin extrem glücklich, dass ich das jetzt schon tun kann. Letztendlich ist das keine Frage des Alters, sondern der Leidenschaft und des Einsatzes.

Jüngster Landtagsabgeordneter in Bayern: Kristan von Waldenfels will alle Menschen vertreten

Wie fühlt es sich an, frisch gewählter Landtagsabgeordneter zu sein?
Es ist aufregend, durch das Maximilianeum zu gehen und zu wissen: Ich gehöre hier dazu.

Ihre erste Sitzung im Landtag startete turbulent. Der AfD-Politiker Daniel Halemba wurde verhaftet und Sie übernahmen die Rolle des Schriftführers. Was war das für ein Gefühl?
Es war ein gemischtes Gefühl. Einerseits war es toll, das gesamte Plenum aus dieser Position zu sehen und eine – wenn auch natürlich sehr, sehr kleine – Rolle bei der Konstituierung zu spielen. Und andererseits war der Grund dafür äußerst unschön.

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Wie aufgeregt waren Sie vor der ersten Sitzung im Landtag?
Sehr.

Sie sind jung, heißt das auch, dass Sie insbesondere Themen für junge Menschen in die Landespolitik einbringen wollen oder liegen Ihnen eher andere Themen am Herzen?
Meine Aufgabe ist es, alle Menschen meines Wahlkreises zu vertreten, ob jung oder alt. Im Moment sind die wichtigsten Themen unsere wirtschaftliche Zukunft, die Migrationskrise und der Klimawandel – Themen, die jede Altersgruppe betreffen.

"Führt Gegensätzliches zusammen": Der Bürgermeister von Lichtenberg und die CSU als Partei der Mitte

Sie haben mit 49,6 Prozent der Erststimmen eines der besten Ergebnisse im Freistaat erzielt und sind direkt in den Landtag gewählt worden. Wie war das für Sie, als das Ergebnis verkündet wurde?
Unbeschreiblich. Ich habe am nächsten Morgen ein Foto von mir gepostet, da habe ich drunter geschrieben: übernächtigt, überwältigt und unendlich dankbar.

Wie kamen Sie eigentlich zur Politik?
Ich war schon früh Klassen- und Schülersprecher. Dabei wurde mir klar: Ich will mich für die Gemeinschaft einsetzen. Das ist es, was ich mit meinem Leben machen möchte.

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Wieso haben Sie in der CSU ihre politische Heimat gefunden?
Die CSU ist eine Partei der Mitte. Sie führt scheinbar Gegensätzliches zusammen. Fortschritt und Tradition. Heimat und Weltoffenheit. Sie ist bewahrend, aber zugleich offen für Neues. Für mich persönlich waren auch die Menschen in der Partei vor Ort ein großer Faktor.

CSU-"Junior" Kristan von Waldenfels sieht "sehr beunruhigende Entwicklung" in Deutschland

Gab es ein Ereignis, das Sie politisiert hat?
Mein Vater hat vor Jahren ein Buch über den damaligen US-Präsidenten Barack Obama veröffentlicht. Er hat während des Schreibens oft mit mir und meinem Bruder darüber gesprochen. Das hat mein Interesse für Politik geweckt. Wir alle wissen: Was Obama versprochen hat, nämlich sein Land zu einen, das hat nicht funktioniert. Es ist gespaltener denn je. Eine ähnliche, sehr beunruhigende Entwicklung sehe ich mittlerweile auch in Deutschland. Ich möchte meine Kraft dafür einsetzen, die politische Mitte zu stärken und die radikalen Ränder links und rechts zu schwächen.

Wurden Sie manchmal aufgrund Ihrer Jugend nicht ernst genommen?
Am Anfang haben mich Teile der Bevölkerung nicht ernst genommen. Das hat sich – denke ich – gelegt.

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Bürgermeister und jetzt Landtagsabgeordneter – was machen Sie eigentlich, wenn Sie mal nicht Politik betreiben?
Zeit mit meiner Freundin, mit meiner Familie, mit meinen Freunden verbringen. Geige spielen. Mountainbike fahren. Musik hören. Filme schauen.

Gibt es schon weitere Rekorde, die Sie anstreben? Was sind Ihre Ziele?
Ich möchte in fünf Jahren zu mir selber sagen können: Du hast gute Arbeit geleistet.

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5 Kommentare
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  • Sarah-Muc am 07.11.2023 10:08 Uhr / Bewertung:

    Die Grünen haben sowas auch in ihren Reihen und ich freu mich über jeden solchen Jungen, die unsere Parlamente 'aufmischen'. Das gibt ganz neue Aspekte.
    Ich nehme allerdings diesen Herrn Halemba von der AfD aus. Gegen den wurde ein Haftbefehl nur ausser Kraft gesetzt bis zum Strafprozess und dieser Rechtsextreme sitzt derweil im Landtag!
    Ansonsten den Anderen "Good Luck" !

  • Bongo am 07.11.2023 12:24 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Sarah-Muc

    Welcher Grünenpolitiker wurde mit 19 schon zum Bürgermeister gewählt und mit 23 mit über 46% in den Landtag. Selbst der Grüne Stimmenkönig Hartmann hat im grünen München nicht soviele Prozente bekommen.

  • SagI am 06.11.2023 13:36 Uhr / Bewertung:

    Bürgermeister mit 19, Landtag mit 23, das ging etwas schnell - blieb da noch Zeit für eine solide und nützliche Berufsausbildung mit wenigens etwas Lebenserfahrung? Obwohl das auch im Bundestag keine Voraussetzung mehr ist.

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