Bettensteuer: Zoff über Gesetzentwurf der Grünen im Landtag

Sollen Hotel-Gäste künftig auch in München eine Bettensteuer von fünf bis acht Euro zahlen? Die Stadt sagt ja und auch die Grünen wollen das Verbot im Landtag kippen – die konservative Regierungsmehrheit aus CSU und Freien Wählern macht ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Ralf Müller |
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Im Landtag spricht sich die Mehrheit von CSU und Freien Wählern gegen eine Bettensteuer aus.
Swen Pförtner/dpa Im Landtag spricht sich die Mehrheit von CSU und Freien Wählern gegen eine Bettensteuer aus.

Sollen die 2056 bayerischen Gemeinden Verpackungs- und Bettensteuer sowie Gästebeiträge erheben dürfen, wenn sie dies für richtig halten? Das sieht ein Gesetzentwurf der Grünen im Landtag vor, der von der SPD unterstützt wird. Die Chancen für die Erschließung zusätzlicher Geldquellen sind aber erst einmal schlecht.

Die Regierungsmehrheit von CSU und Freien Wählern blieb auf ihrer Linie und lehnte das Vorhaben am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags ab. Stattdessen verabschiedete der Ausschuss eine Vorlage, der zufolge die Erhebung solcher Steuern den Kommunen ausdrücklich verboten wird.

München und andere Städte erheben Klage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof

Doch das letzte Wort in diesem Streit werden die bayerischen Verfassungshüter haben. Gegen das Verbot, eine kommunale Bettensteuer für jede Hotel-Übernachtung in Höhe von etwa fünf bis acht Euro zu erheben, haben die Städte München, Bamberg und Günzburg Klage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof erhoben. Eine Entscheidung steht noch aus. Das kommunale Selbstverwaltungsrecht gebiete es, den Gemeinde- und Stadträten zu überlassen, ob sie solche Steuern einführen wollten oder nicht, argumentierte der kommunalpolitische Sprecher der Grünen Andreas Birzele. Jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt für neue Steuern und Abgaben, hielt CSU-Tourismusexperte Thomas Holz dagegen. Vielmehr sei es an der Zeit, Wirtschaft und Bürger zu entlasten.

Bettensteuer könnte jährlich über 60 Millionen Euro in Münchner Haushalt spülen

Nicht ganz widerspruchsfrei argumentierte Georg Große Verspohl vom Bayerischen Gemeindetag, der als Sachverständiger zu der Ausschusssitzung geladen war. Um die kommunalen Haushalte zu sanieren, würden "ganz andere Summen" benötigt. Wenn man den Kommunen die zusätzlichen Steuern und Abgaben erlaube, könnte dies aber durchaus 400 bis 500 Millionen Euro in die Gemeindekassen spülen, so der Vertreter des kommunalen Spitzenverbands. Tatsächlich rechnet die Landeshauptstadt München mit jährlich 60 bis 80 Millionen Euro aus einer Bettensteuer.

Doch die Vertreter der Regierungskoalition beharrten darauf, den Kommunen weitere eigene Steuern zu untersagen. Zusätzliche Steuern "in diesen Zeiten" könne man den Bürgern nicht zumuten, sagte der Freie-Wähler-Parlamentarier Markus Saller.

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  • Der wahre tscharlie am 16.10.2025 18:35 Uhr / Bewertung:

    "Stattdessen verabschiedete der Ausschuss eine Vorlage, der zufolge die Erhebung solcher Steuern den Kommunen ausdrücklich verboten wird."

    Und auch noch "ausdrücklich"! Die Entscheidungsfreiheit der Städte und Gemeinden wird von der Staatsregierung eingeschränkt.
    Theoretisch müßte der Freistaat froh sein, dass sich die Städte neue Geldquellen erschließen und nicht immer an der Tür des Freistaates anklopfen müssen.

    Wann meldet sich die DEHOGA zu dem Thema zu Wort und erzählt uns die Geschichte, dass deshalb die Touristen fernbleiben würden??

    In anderen EU-Ländern zahlt man eine Bettensteuer, ohne dass es jemand merkt. Und die Touristen bleiben auch nicht fern.
    Also die simple Frage, worum geht es CSU/FW und der DEHOGA in Wirklichkeit?

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  • JENZZ am 16.10.2025 18:31 Uhr / Bewertung:

    Die Bettensteuer wird keinen Besucher abhalten, die Stadt x zu besuchen. Da dürfte der CSU und dem Koalitionspertner mal wieder der Hotel-und Gaststättenverband und andere Lobbyisten in den Ohren liegen. Gut, dass Städte den Rechtsweg gehen und sich ein hohes Gericht darum kümmert.

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